Der Tod: kein Gesprächsthema für Kinder?

31. Oktober 2023, 13:00

Fotos und Videos aus Kriegsgebieten, Terror, Unfälle und Naturkatastrophen in den Nachrichten, Krimis, Actionfilme und Shooter-Spiele, Halloween-Verkleidungen und Allerheiligen-Gedenken: der Tod begegnet uns täglich. Doch wenn er uns betrifft, wenn ein Mensch stirbt oder gestorben ist, ist der Tod ein großes Tabu. Und die Trauer mit ihm.

Vor allem Kindern soll der Tod "erspart" bleiben. Eltern wollen Kinder schonen und schützen, im Kindergarten will man sie nicht belasten, in der Schule scheint das Thema unangebracht - der Tod ist Privatsache. Doch wen wollen wir wirklich schützen, wenn wir nicht über den Tod sprechen, fragt Silvia Langthaler. Die Wahrheit ist auch einem Kind zumutbar, ist die Psychotherapeutin überzeugt, denn vor dem Verlustempfinden, vor dem Leid, wenn ein geliebter Mensch gestorben ist, kann niemand das Kind beschützen. Kinder haben ein Recht darauf, Abschied nehmen zu können.

Silvia Langthaler hat viele Kinder und Jugendliche von unheilbar kranken und sterbenden Menschen dabei begleitet. Die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin hat sechs Jahre auf der Palliativstation im CS Caritas Socialis Hospiz Rennweg in Wien gearbeitet und dort im Jahr 2010 im Auftrag der Schwesterngemeinschaft die Beratungs- und Hilfseinrichtung Roter Anker gegründet. Dort begleitet und berät sie Kinder und Jugendliche, leitet Trauergruppen, hat spezielle Programme für Kindergärten und Schulen zum Thema Tod und Sterben entwickelt und spricht mit Gruppen und Klassen darüber und hat auch ein Bilderbuch mitgestaltet.

Um mit Kindern und Jugendlichen über den Tod ins Gespräch zu kommen, muss man nicht auf einen Todesfall warten, rät Silvia Langthaler, im Gegenteil: es gibt Phasen im Aufwachsen, in denen sich Kinder und Jugendliche zahlreiche Fragen rund um den Tod stellen und Antworten verlangen. Und der Alltag - vom toten Regenwurm über die Jahreszeiten bis zum Schnitzelfleisch - bietet reichlich Gelegenheit, ein Gespräch anzufangen.

Wie kann ein solches Gespräch beginnen und gelingen, ohne Angst zu machen oder einem jungen Menschen zu viel zuzumuten? Warum ist es wichtig und richtig, auch mit Kindern über den Tod zu sprechen? Was gilt es in der Begegnung mit trauernden jungen Menschen zu berücksichtigen? Und was entgegnet man auf die Frage: was kommt danach?

Silvia Langthaler ist zu Gast bei Barbara Zeithammer und wie immer sind unsere Hörerinnen und Hörer herzlich eingeladen, sich an dem Gespräch zu beteiligen: Rufen Sie uns an, stellen Sie Fragen, teilen Sie Ihre Erfahrungen mit uns und diskutieren Sie mit - unter 0800 22 69 79 oder unter punkteins(at)orf.at

Service

Roter Anker

Buch und App
"Max und Urli vom Ehrlingerhof" - Sterben und Trauer kindgerecht erklärt

Silvia Langthaler: Und was kommt dann? Artikel in Systemische Notizen 03/13

Pernilla Stalfelt: Und was kommt dann? Das Kinderbuch vom Tod. Moritz Verlag, 9. Auflage 2009

Katharina von der Gathen | Anke Kuhl: Radieschen von unten. Klett Kinderbuch, 2023
Nominierung für "Bestes Wissenschaftsbuch des Jahres 2024" (Kategorie: Juniorwissen)

Brochüre Jugend und Trauer

Sendereihe

• Punkt eins

Gestaltung

• Barbara Zeithammer