Die Beglückte: Die Heilige Bernadette Soubirous

31. Oktober 2023, 06:57

"Ich habe gewagt, das Lied von Bernadette zu singen, obwohl ich kein Katholik bin, sondern Jude." So beginnt der letzte Absatz des "persönlichen Vorworts" von Franz Werfel zu seinem Roman über Bernadette Soubirous aus Lourdes.

Franz Werfel hatte auf der Flucht vor den Nationalsozialisten mit seiner Frau Alma im Sommer 1940 für mehrere Wochen Herberge in Lourdes gefunden, bevor es ihnen möglich war, über die Pyrenäen und weiter nach Amerika zu fliehen. Wenn die Flucht gelänge, würde er "Das Lied von Bernadette" schreiben, legte Werfel ein Gelübde ab. Das tat er dann auch in Amerika in nur fünf Monaten und es wurde Werfels kommerziell erfolgreichstes Werk.

Meiner Meinung nach ist es gerade der Blick des Nichtkatholiken auf die Ereignisse in der Grotte, der die Lektüre für heutige Leser:innen interessant macht. Werfel schildert die Wunder von Lourdes als Liebesgeschichte zwischen Bernadette, der "Beglückten", und der Dame, der "Beglückenden". Werfel erwähnt mögliche Erklärungen, von Halluzinationen und Massensuggestion bis hin zur Quellnymphe. Er beschreibt Gläubige und Gegner frei von jeder Betriebsblindheit. Bernadette muss sich gegen die eigene Familie, bigotte Matronen, praktizierende Katholiken und Nationalökonomen genauso wie gegen die Stammgäste des Café Francais, treue Leser der Pariser Presse, und pöbelnde Büttel behaupten.

Der Staat und die Amtskirche fürchten ein Abdriften Frankreichs in "das protestantische und atheistische Lager". Bernadette bleibt nur noch ein Leben als Nonne. Pius XI spricht sie 1933 gut 50 Jahre nach ihrem frühen Tod heilig. Werfel zitiert die Predigt: "Die Heiligen seien mit den Teleskopen der Astronomen zu vergleichen. Durch diese nehmen wir Sterne wahr, die niemand mit freiem Auge zu erblicken vermag."

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• Gedanken für den Tag

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• Alexandra Mantler