Die eilige Heilige Teresa von Avila

3. November 2023, 06:57

1980 veröffentlichte Claire Bretécher ihr Comicalbum "La vie passionnée de Thérèse d'Avila", auf deutsch: "Die eilige Heilige".

Viele fragten sich, was um Himmels Willen in die französische Autorin und satirische Zeichnerin gefahren war. Sie war Feministin, verhandelte Alltagsprobleme moderner Frauen. Und jetzt, kurz nach ihrem internationalen Durchbruch die Biografie einer spanischen Heiligen und Ordensfrau aus dem 16. Jahrhundert?

Claire Bretécher ist bei den Ursulinen in die Schule gegangen, wo sie nach eigener Angabe viel zeichnete und folgerichtig Zeichenlehrerin wurde. Vor diesem Hintergrund erscheint es nicht mehr so abwegig, dass sie sich mit dem Leben der Mystikerin und Kirchenlehrerin Teresa von Avila beschäftigte. Teresa von Avila war schon zu Lebzeiten für ihr Finanzgenie, ihre Schlagfertigkeit, ihre besondere Beziehung zu Johannes vom Kreuz und ihre Opposition zum Rigorismus mit seinen strikten, oft spektakulären Bußübungen bekannt.

All das und noch viel mehr bannt Bretécher mit minimalistischen Federstrichen und pointierten Texten aufs Papier. Als besonderes Highlight empfinde ich die Episode von kleiner Schwester und großem Bruder, die Märtyrer spielen. Claire Bretécher hat verstanden, dass für kluge und selbstbewusste Frauen im Barock eine Karriere als Ordensfrau meist der einzig mögliche Schritt auf dem weiten Weg zu Emanzipation und Gleichberechtigung gewesen ist. Das Brechen mit der Konvention ist eine Haupteigenschaft von Heiligen. Teresa von Avila war nichts Menschliches fremd.

Service

Kostenfreie Podcasts:
Gedanken für den Tag - XML
Gedanken für den Tag - iTunes

Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler