Mit Daten gegen die Schrecken des Krieges

15. November 2023, 13:00

Die Tage werden kürzer, die Temperaturen sinken in Europa - die Situation für die vom Krieg betroffene Bevölkerung in der Ukraine wird sich dadurch noch einmal drastisch verschlimmern. Schon jetzt ist Wohnraum knapp, rund 6 Millionen Menschen sollen allein innerhalb des Landes auf der Flucht sein. "Schäden wie gebrochene Fenster oder freiliegende Wasserrohre, die im Sommer eher egal sind, verstärken die Verwundbarkeit während der Wintermonate", erklärt die Österreicherin Cornelia Scholz, die sich auf Analysen und Kartierungsarbeiten in Kriegs- und Katastrophengebieten spezialisiert hat.

Zuletzt hat sie dafür sechs Monate direkt im Kriegsgebiet in der Ukraine verbracht - in der Hauptstadt Kiew sowie in der Hafenstadt Odessa. Inmitten von regelmäßigen Fliegeralarmen - und andererseits auch zwischen offenen Lokalen und Geschäften, die alles daran setzen, einen Rest von Alltag im nicht enden wollenden Kriegszustand aufrechtzuerhalten, wie sie erzählt. Auf der Basis von Satellitendaten hat Cornelia Scholz so genannte "Cold Spots" im Land identifiziert - Regionen, wo Menschen durch erschwerte Bedingungen im Winter besonders gefährdet sein werden. Zum Beispiel, weil Kriegsschäden, ungünstige klimatische Bedingungen und fehlende oder beschädigte Infrastruktur zusammenkommen.

Die Satellitendaten werden an Ort und Stelle mit Messungen am Boden abgeglichen und durch Interviews mit Betroffenen ergänzt. Dazu kommt der Kontakt mit den anwesenden Hilfskräften, um sich ein vollständiges Bild von der Situation zu machen. Die Daten werden genutzt, um Hilfseinsätze zu planen und Ressourcen rechtzeitig dorthin zu bringen, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Sie sind aber auch als interaktive Story-Map im Internet abrufbar - Cornelia Scholz ist es sogar besonders wichtig, dass auch die breite Öffentlichkeit einen Eindruck von der Situation im Kriegsgebiet bekommt.

Was passiert, wenn zum Krieg noch die Kälte kommt? Welche anderen Faktoren können in Kriegs-, Krisen- und Katastrophengebieten noch eine Rolle spielen, und wie lassen sie sich erkennen? Wie gehen die Menschen vor Ort mit dem andauernden Ausnahmezustand vor, und wie rüsten sie sich für die kommenden Monate?

Cornelia Scholz ist zu Gast bei Xaver Forthuber. Reden Sie mit: Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

Service

Cold Spot Risk Assessment Ukraine - Winterization 2022/23 - interactive story map (engl.)

NACHBAR IN NOT - Winter in der Ukraine. Hilfe muss weitergehen

Sendereihe

• Punkt eins