Jutta Allmendinger

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Menschenbilder

Jutta Allmendinger, Soziologin

"Ich galt als Rabenmutter." Die Soziologin Jutta Allmendinger

Ein Missverständnis, das sie auf ihr damals noch schlechtes Englisch zurückführt, hätte aus Jutta Allmendinger beinahe eine Landwirtin gemacht. Zumindest auf Hochschulebene. Denn nach ihrem Abschluss in Soziologie an der Universität Mannheim hatte sich die heute 67-Jährige in den USA für "Rural Sociology" beworben, weil sie "urban" und "rural" verwechselte. Zum Glück konnte sie problemlos nach Harvard wechseln, was ihre weitere berufliche Laufbahn ebnen sollte. Überschattet wurde diese vorerst jedoch von einer schweren Krankheit. Die bekannteste Soziologin Deutschlands - die sie später werden sollte - litt an Knochentuberkulose und verbrachte in der Endphase ihrer Promotion ein ganzes Jahr im Gipsbett.

Fast alle Forschungsfragen, denen Jutta Allmendinger nachspürt, haben mit ihrer eigenen Biografie zu tun. Die Rolle der Frau in der Gesellschaft, berufliche Lebensläufe und der Einfluss des Wohlfahrtsstaates auf die Bildungschancen. Vor allem wenn es um Gleichstellungsfragen geht, ist die Autorin mehrerer Fachbücher eine gefragte Gesprächspartnerin.

Als Mutter eines Sohnes hat sie die Ungleichbehandlung von Frauen und Männern in der Gesellschaft immer wieder am eigenen Leib erfahren. Zum Beispiel, als sie als Professorin an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität ihr Baby mit in ihre Vorlesungen nahm. Dafür erntete sie Buh-Rufe und galt rasch als "Rabenmutter". "Als weibliche Professorin war ich sowie schon eine Exotin. Und dann noch ein Kind zu haben, schien außerhalb der Vorstellungskraft vieler." Kraft zieht Allmendinger vor allem aus der Arbeit, die sie in zahlreichen Funktionen ausübt, sowie aus dem Kanufahren am Wannsee in Berlin, wo sie seit vielen Jahren lebt.

Sendereihe

Gestaltung

  • Mari Lang