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Radiogeschichten
Ein Porträt der "guten Gesellschaft"
"Die Brille mit dem Goldrand" von Giorgio Bassani. Aus dem Italienischen von Herbert Schlüter. Es liest Christian Nickel. Gestaltung: Julia Zarbach
21. November 2023, 11:05
Der Arzt Doktor Fadigati genießt hohes Ansehen in der besseren Gesellschaft Ferraras. Nur dass er immer noch nicht verheiratet ist, kann keiner verstehen. Gerüchten, Fadigati sei dem eigenen Geschlecht zugetan, wird gnädig begegnet, solange Fadigati die Fassade der Anständigkeit aufrechterhält. Als er sich in einen sportlichen Studenten verliebt, der ihn vor den Augen der versammelten Ferrareser Gesellschaft zum Idioten macht, hat es ein Ende mit der Nachsicht.
Erzählt wird die Geschichte von einem jüdischen Mitstudenten des skrupellosen Schönlings - einem Erzähler, den der aufkommende Antisemitismus des faschistischen Italiens ein feines Gespür für den Stimmungswandel im Bürgertum entwickeln ließ.
Giorgio Bassani, geboren 1916 in Bologna, lebte bis 1943 in Ferrara. Er beteiligte sich am antifaschistischen Widerstand und wurde verhaftet; nach seiner und der Befreiung Italiens arbeitete er als Schriftsteller und Redakteur. Als Lektor entdeckte er für den Verlag Feltrinelli den Roman "Der Leopard", der Tomasi di Lampedusa berühmt machte. Bassani erhielt alle großen Literaturpreise Italiens, darunter 1962 den Premio Viareggio für "Die Gärten der Finzi-Contini". 1969 wurde er für sein Gesamtwerk mit dem Nelly-Sachs-Preis der Stadt Dortmund ausgezeichnet. Bassani starb 2000 in Rom.
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Giorgio Bassani: "Die Brille mit dem Goldrand". Erzählung. Wagenbach