Johannes Silberschneider

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Ö1 Hörspiel

Grillparzer autobiografisch

"Der arme Spielmann" von Franz Grillparzer. 1848 erscheint die Erzählung, an der der Literat fast 20 Jahre gearbeitet hat und in der er sich mit Musik, Künstlerdasein und dem Scheitern bürgerlicher Existenz beschäftigt.

Es ist ein Schlüsselwerk, das Grillparzers kenntnisreiche Liebe zur Musik - er spielte Klavier und Geige und bewunderte das Genie Schuberts - ebenso wie tragische Facetten und Brüche seines Lebens nachzeichnet. "In mir leben zwei völlig abgesonderte Wesen. Ein Dichter von der übergreifendsten, ja sich überstürzenden Fantasie und ein Verstandesmensch der kältesten und zähesten Art" - so formuliert Franz Grillparzer in seiner Selbstbiografie.

Diese beiden Seiten einer Person finden wir auch in Grillparzers Novelle "Der arme Spielmann". Der, der uns die Novelle erzählt, ist ein kluger, Distanz haltendender Intellektueller, der "Spielmann", der Geiger, ist ein Fantast - mit musikästhetischen Gedanken, die ins 20. Jahrhundert hineinleuchten. "Es gibt keinen zweiten großen Dichter, der sich so liebevoll und ernstlich mit der Musik befasst, so tiefe Blicke in ihr Wesen getan hätte, wie Grillparzer", urteilt der einflussreiche Musikkritiker Eduard Hanslick.

Bei einem Kirchweihfest in der Brigittenau wird der Erzähler der Geschichte auf Jakob, einen Geiger, aufmerksam und erfährt seine tragische Lebensgeschichte. Die Musik, das Geigenspiel ist für Jakob Herausforderung, Zuflucht und Trost. Als er, Sohn eines strengen und ehrgeizigen Vaters, bei einer Prüfung versagt, wird er von der Familie entfernt, verliebt sich wenig später in Barbara. Die Erbschaft des Vaters eröffnet beiden eine gemeinsame Zukunft, doch Jakob wird um sein Vermögen betrogen. Barbara heiratet einen Fleischer. Jakob bleibt mit seiner Geige verarmt und vereinsamt zurück. Eine Überschwemmung verwüstet die Stadt und wird auch für den Spielmann schicksalshaft ...

Ein Lied, "Der Leiermann" aus Schuberts Winterreise, verbindet in diesem von Peter Kaizar inszenierten Hörspiel die unglückliche Liebesgeschichte Jakobs mit der existenziellen Suche nach dem Universum der Musik.

Mit Michael Rotschopf, Johannes Silberschneider, Pippa Galli, Wolfgang Hübsch und Michaela Hurdes-Galli, Musik: Toni Burger und Peter Kaizar, Ton: Anna Kuncio und Manuel Radinger, Bearbeitung: Brita Kettner, Regie: Peter Kaizar (ORF 2018)

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