Radiogeschichten

Kolonialismus und Patriarchat

"Im Dezember der Wind" von Marvel Moreno. Aus dem kolumbianischen Spanisch übersetzt von Rike Bolte. Es liest Lilith Häßle.

Drei junge, schöne Freundinnen aus der katholisch-konservativen Elite Barranquilas, einer Hafenstadt an der kolumbianischen Karibikküste, quälen sich durch ihre pragmatischen Ehen zu "respektablen" Männern der besseren Gesellschaft. Träume von Freiheit und Widerstand gegen Demütigungen haben wenig Platz. Marvel Morenos Roman "Im Dezember der Wind", der erst jetzt, 36 Jahre nach seinem Erscheinen, auf Deutsch vorliegt, erzählt von der erstickenden Gewalt des Patriachats, von weiblichem Begehren und dem Erbe des Kolonialismus in Kolumbien der 1950er Jahre. Der Vergleich des opulent erzählten Gesellschaftsporträts mit Gabriel Garcia Marquez´ Roman "Hundert Jahre Einsamkeit" liegt nahe, allerdings verfeinert durch eine feministische Perspektive.

Marvel Moreno, 1939 in Barranquilla in Kolumbien geboren, 1995 in Paris verstorben, gehört zu den großen Vergessenen der lateinamerikanischen Literatur. In den 1970er Jahren veröffentlichte sie einige Erzählungen, 1987 dann den Roman "En diciembre llegaban las brisas", der 1989 in Italien mit dem Premio Grinzane Cavour ausgezeichnet wurde. Erst 2020 erschien postum der Roman "El tiempo de las amazonas".

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Marvel Moreno, "Im Dezember der Wind". Aus dem kolumbianischen Spanisch übersetzt von Rike Bolte. Klaus Wagenbach Verlag Berlin, 2023

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