Führerscheine

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Punkt eins

Führerschein: Wer ist fit fürs Fahren?

Fahrtauglichkeit, Fahrverhalten und Selbsteinschätzung bei Jung und Alt. Gast: Dr. Rainer Christ, Klinischer und Gesundheitspsychologe, Leiter der BÖP-Fachsektion Verkehrspsychologie. Moderation: Xaver Forthuber. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Mehr als 20.000 Verkehrstote - jedes Jahr stirbt die Bevölkerung einer kleinen Stadt auf den Straßen der EU. In Österreich kamen von Jahresbeginn bis 10. Dezember 2023 bereits 380 Menschen im Straßenverkehr ums Leben, deutlich mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, meldet das Innenministerium.

Auch wenn einmal glücklicherweise nichts passiert, ist leichtsinniges und rücksichtsloses Autofahren weit verbreitet. Allein rund um das vergangene Wochenende lieferten sich in Österreich ein 17-, ein 18- sowie ein 34-Jähriger Verfolgungsjagden mit der Polizei - ohne Führerschein, wie die Verkehrsstreife im Nachhinein feststellte. Doch auch die vorgeschriebene Lenkberechtigung schützt nicht davor, sich und andere zu gefährden. Und da will die EU jetzt ansetzen - mit neuen Regeln für den Führerschein.

Begleitetes Fahren noch vor Erreichen des Führerscheinalters - in Österreich als "L17" bewährt - soll europaweit kommen, ebenso die Probezeit für angehende Führerscheinbesitzer:innen. Umstritten ist dagegen die Idee, die Geltungsdauer von Führerscheinen zu begrenzen und die Verlängerung an Bedingungen wie medizinische Tauglichkeitsprüfungen zu koppeln.

Die Kommission hatte ursprünglich vorgeschlagen, dass Führerscheine von Menschen, die älter als 70 Jahre sind, alle fünf Jahre erneuert werden sollen. Der Verkehrsausschuss des Europäischen Parlamentes stimmte am Donnerstag dafür, alle Altersgruppen bei der regelmäßigen Erneuerung des Führerscheins zum verpflichtenden Gesundheitscheck zu schicken. Bei Senior:innen könnten die Intervalle auch verkürzt werden. Der Rat der Mitgliedsstaaten steht allerdings auf der Bremse - beziehungsweise dem Gaspedal. Österreichs Verkehrsministerin ist dafür, bei der Umsetzung der Richtlinie "auf die Selbsteinschätzung der Lenkerinnen und Lenker" zu setzen, ob diese sich (noch) für fahrtauglich halten. Für ihren deutschen Amtskollegen ist das wiederum "unsinnige Bürokratie". Der ÖVP-Seniorenbund warnte vor "Altersdiskriminierung", ebenso die SPÖ. Der europäische Verband der Automobilclubs EAC spricht sogar von "ideologischen Gründen", ältere Menschen vom Autofahren auszuschließen, und meint ebenfalls: "SeniorInnen sollten eigenverantwortlich einschätzen, ob sie körperlich und geistig in der Lage sind, ein Fahrzeug sicher zu führen." Aber kann man das überhaupt? Und wer wäre in welchem Ausmaß betroffen, wenn zusätzliche Bedingungen für die Lenkberechtigung eingeführt werden?

Die Positionierungen von Kommission, Parlament und Rat sind nun die Basis für einen "Trilog" der Institutionen, bei dem schließlich ein tragfähiger Kompromiss herauskommen soll. Das Ziel ist allen gemeinsam: "Vision Zero", die Zahl der Toten und Schwerverletzten im Straßenverkehr auf Null zu senken und trotzdem die individuelle Mobilität zu steigern.

Aber wie ist es zu erreichen? Sind Senior:innen am Steuer zu vorschnell als Risikofaktor ausgemacht worden? Das Unfallrisiko von älteren Personen ist, bezogen auf die Kilometerleistung, "in bestimmten Aspekten vergleichbar mit der Hochrisikogruppe der jungen Fahrer:innen", sagte ein Sprecher der deutschen Versicherer Anfang Dezember. In absoluten Zahlen sind sie weniger in Unfälle verwickelt, weil sie seltener Auto fahren; allerdings sind sie prozentual häufiger die Verursacher:innen bei Unfällen mit Personenschaden.

Mit Fakten und Praxiserfahrung will Rainer Christ, Leiter der Sektion Verkehrspsychologie beim Berufsverband Österreichischer Psycholog:innen BÖP, Sachlichkeit in die Debatte bringen. Rainer Christ ist Verkehrspsychologischer Gutachter, leitet Nachschulungen und ist daneben auch auf die psychologischen Veränderungen durch das Älterwerden spezialisiert.

Wie man sich selbst als Verkehrsteilnehmerin und Verkehrsteilnehmer sieht, wie sich unsere Fähigkeiten - vielleicht unmerklich - über die Jahre verändern und warum individuelle Mobilität uns so emotionalisiert - darüber spricht er mit Xaver Forthuber und unseren Hörerinnen und Hörern: Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

Sendereihe

Gestaltung

  • Xaver Forthuber

Playlist

Untertitel: John Lee Hooker
Titel: Cool Little Car
Ausführende: John Lee Hooker
Länge: 03:15 min
Label: LaserLight Digital

Untertitel: Tracy Chapman
Titel: Fast Car
Ausführende: Tracy Chapman
Länge: 04:56 min
Label: Universal

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