Stevens, Alfred.1823–1906 “Ce qu’on s’appelle le vagabondage” (Les Chasseurs de Vincennes”, um 1854/55. (Festnahme einer obdachlosen Mutter) Öl auf Leinwand (Ausschnitt)

PICTUREDESK.COM/AKG-IMAGES

Radiokolleg

Vagabondage - Vom Gehen und Bleiben (2)

Ohne festen Wohnsitz - Die historische Dimensionen

Der rechtliche und soziale Umgang mit Menschen ohne festen Wohnsitz pendelt immer wieder zwischen den Polen der Abscheu und der Idealisierung, der Kontrolle und der Freiheit sowie zwischen jenen der sozialen Not und der Selbsthilfe. So gab es etwa in der Habsburgermonarchie massive Bestrebungen, der "Landstreicherei" Einhalt zu gebieten.

Um den eigenen Anliegen Ausdruck zu verleihen, organisierten sich Vagabundinnen und Vagabunden politisch: etwa in den 1910er Jahren in München, initiiert durch den anarchistischen Bohemien und Schriftsteller Erich Mühsam, oder in den 1920er Jahren in Form der "Bruderschaft der Vagabunden", gegründet von Gregor Gog. Diese "Bruderschaft" gab die erste Straßenzeitung heraus und hielt 1929 den legendären Vagabundenkongress in Stuttgart ab. Die Losung lautete damals: "Generalstreik ein Leben lang! Und nächstes Jahr treffen wir uns in Wien!"

Service

Radiokolleg-Podcast

Andreas Pavlic und Eva Schörkhuber: Vagabondage. Historische und Zeitgenössische Facetten des Vagabundierenes in Wien. Verlag: Sonderzahl 2022

Peter Haumer: "Judenjunge, Slowakenkind, Kulturbastard." - Versuch über das Leben von Hugo "Sonka" Sonnenschein. Verlag: Die Buchmacherei 2020

Bea Davies und Partick Spät: Der König der Vagabunden. Gregor Gog und seine Bruderschaft. Verlag: Avant-Verlag 2019

Walter Fähnder und Henning Zimpel (Hg): Die Epoche der Vagabunden. Texte und Bilder 1900 - 1945. Verlag: Klartext 2009

Hanneliese Palm und Christoph Stecker (Hg.): Künstler, Kunden, Vagabunden. Texte, Bilder und Dokumente einer alternativkultur der zwanziger Jahre. Verlag: C.W. Leske 2020

Sendereihe