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Das größte Datenleck der Geschichte

Einer Autovermietung werden drei Millionen Datensätze gestohlen? Ein gehakter Appstore verliert 22 Millionen Nutzerdatensätze? Was einmal als "Megadatenlecks" tituliert wurde, verblasst gegen den alltäglichen Datendiebstahl, dem wir alle ausgesetzt sind - ohne es zu merken. Während Sie diesen Text lesen, wurden Sie vermutlich bereits versteigert. Alles von Ihnen: Was Sie online machen, wo Sie sich in der wirklichen Welt aufhalten, Ihre sexuellen Vorlieben, Ihr Gesundheitszustand, Ihre politischen Ansichten, Ihr Einkommen und Ihr Alter, um nur einige Beispiele zu nennen. "Real Time Bidding" nennt sich das, auf Deutsch: Echtzeitversteigerungen. Erkennbar ist das, wenn es beim Laden einer Website einige Sekunden oder Sekundenbruchteile dauert, bis die dafür vorgesehenen Kastln mit Werbung gefüllt sind. In dieser Zeit wurden Ihre intimsten Daten, so eindeutig zuordenbar wie die Sozialversicherungsnummern an hunderte Unternehmen weltweit ausgestrahlt. In Österreich geschieht das im Schnitt 267 Mal pro Tag und Person. Vorgeblich um einzelne Nutzerinnen und Nutzern für sie relevante Werbung einzuspielen, tatsächlich wissen nicht einmal die Betreiber solche Echtzeitbörsen - dazu gehören Google, Microsoft und Facebook - an wen sie die Daten verkaufen. Es handelt sich um das größte Datenleck der Geschichte.

Die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) soll eigentlich genau das verhindern. Personenbezogene Daten dürfen nicht ohne Einwilligung erhoben, verarbeitet und weitergegeben werden. Dieses Recht wird systematisch gebrochen, sagt der irische Datenschutzaktivist und Whistleblower Johnny Ryan. Die zuständigen Datenschutzbehörden in den EU-Mitgliedsstaaten glänzten durch völlige Untätigkeit. Deswegen zieht er mit der Bürgerrechtsorganisation Irish Council for Civil Liberties (ICCL) vor Gericht. In Deutschland läuft ein Verfahren gegen den Branchenverband IAB Technology Lab und gegen einen Echtzeithändler aus dem Microsoftkonzern, in Europa klagt er die irische Datenschutzbehörde. "Help" spricht mit Johnny Ryan und seinem deutschen Anwalt Peter Hense.

EU-Gesetzesentwurf: keine Kennzeichnung für "Neue Gentechnik"
Am kommenden Mittwoch stimmt der Umweltausschuss des EU-Parlaments über einen Gesetzesentwurf zur "Neuen Gentechnik" ab. Dieser sieht vor, dass es für Lebensmittel im Supermarkt, die "Neue Gentechnik" enthalten, künftig weder eine Kennzeichnungspflicht noch eine Risikoprüfung geben soll, wie es bei herkömmlicher Gentechnik der Fall ist. Die Umweltorganisation Global 2000 sieht darin einen Verstoß gegen das Lebensmittelgesetz. Das österreichische Umweltbundesamt sieht noch eine weitere Gefahr und sagt: "Die fehlende Kennzeichnung verunmöglicht den Biolandbau".

Moderation: Matthias Däuble, Mona Saidi

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