AP/HUSSEIN MALLA
Punkt eins
Vom Ende der Weltordnung?
Neue Konflikte, neue Allianzen, neue Mächte: Die Weltordnung im Umbruch.
Gast: Brigadier Dr. Walter Feichtinger, Politikwissenschaftler, Präsident des Center für Strategische Analysen (CSA). Moderation: Barbara Zeithammer. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at
22. Jänner 2024, 13:00
Was wie eine Verschwörungstheorie klingen mag, prägt die sicherheitspolitischen Analysen dieser Zeit: die Weltordnung und ihr Ende. Neue Konflikte, Kriege und Allianzen prägen die Gegenwart ebenso wie neue Technologien, Machtdemonstrationen und Einflussnahmen und die Frage, was der Verlust von Werten wie Menschenrechten zu bedeuten hat.
"Die zukünftige Weltordnung steht auf dem Spiel", mahnte am vergangenen Montag der britische Verteidigungsminister Grant Shapps und forderte die internationale Gemeinschaft auf, bei der Unterstützung der Ukraine im russischen Angriffskrieg nicht nachzulassen. "Wir stürzen in eine neue Weltordnung", meint der deutsche Politologe Herfried Münkler, "dieser Krieg ist nicht eine Delle in dieser Ordnung, sondern es ist deren Ende" (Buch: Welt in Aufruhr: Die Ordnung der Mächte im 21. Jahrhundert., Rowohlt Oktober 2023). Ein Ende, das manche Kommentatoren bereits mit dem Abzug der westlichen Truppen aus Afghanistan gekommen sahen, während andere darüber grübeln, warum ausgerechnet die extreme Rechte und Linke eine "neue Weltordnung" bejubeln würden.
Dass "die Weltordnung" veraltet und dysfunktional sei, kritisierte UN- Generalsekretär Antonio Guterres bei einem Gipfeltreffen der BRICS-Staaten im August, bei dem die Erweiterung der Allianz bekannt gegeben wurde. Mit 1. Jänner 2024 sind dem Bündnis formell fünf weitere Länder beigetreten, die unterschiedlicher kaum sein könnten; einzig "dass man sich eine internationale Weltordnung wünscht, die weniger vom Westen dominiert ist", eint die neue Gruppe BRICS-plus, kommentiert der Hamburger Politikwissenschaftler Johannes Plagemann (Buch, mit Henrik Maihack: Wir sind nicht alle - Der Globale Süden und die Ignoranz des Westens. C.H. Beck, Sept. 2023).
Was ist gemeint, wenn von der Weltordnung die Rede ist? Was sind die Merkmale ihres Wandels, was die sicherheitspolitischen Herausforderungen, die Gefahren und Chancen, und wie könnte sich die Welt neu sortieren? Was wäre als neue Basis dieser Ordnung denkbar, wenn laut Analysten die bisherige, auf liberalen Prinzipien und grundlegenden Rechten und Normen basierende, am Ende ist? Und wie würde das Leben darin aussehen?
Brigadier Dr. Walter Feichtinger, Präsident des Center für Strategische Analysen (CSA), einer unabhängigen Plattform für sicherheitspolitische Themen und viele Jahre Leiter des Instituts für Friedenssicherung und Konfliktmanagement (IFK) an der Landesverteidigungsakademie in Wien, analysiert als Gast bei Barbara Zeithammer in Punkt eins den Begriff "Weltordnung" und ihren Umbruch, wie der Politikwissenschaftler den aktuellen Zustand beschreibt, mit Blick auf ein Jahr, in dem weltweit über 70 wegweisende Wahlen und damit Richtungsentscheidungen in einigen der größten und mächtigsten Ländern der Welt anstehen und mit Blick auf die jüngsten Ereignisse:
Den Konflikt im Roten Meer, der sich durch Raketenangriffe des Iran auf den Irak und Syrien weiter verschärft hat; die EU hat vor wenigen Tagen die Planung einer eigenen Militärmission zum Schutz der Schifffahrt bekannt gegeben. Sie wird Thema beim heutigen Treffen der EU-Außenminister:innen sein, ebenso wie der russische Krieg gegen die Ukraine. Wie am Donnerstag bekannt wurde, will die NATO im Februar für ein großes Manöver zur Abschreckung Russlands mobil machen. Es gilt, die höchst heterogene Gruppe BRICS-plus einzuschätzen und einen Blick auf die Machtverschiebungen im Pazifik zu werfen, wo China immer mehr Einfluss gewinnt.
Wie immer sind unsere Hörerinnen und Hörer sehr herzlich eingeladen, sich mit Fragen und Gedanken an der Sendung zu beteiligen: In welcher Welt wollen Sie leben? Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at
Sendereihe
Gestaltung
- Barbara Zeithammer
Playlist
Komponist/Komponistin: Johann Sebastian Bach
Titel: Der Tag ist hin, die Sonne gehet nieder
Ausführende: Leipziger Streichquartett
Länge: 01:33 min
Label: MDG
Komponist/Komponistin: Johann Sebastian Bach
Titel: Choralis Constantinus: Sequentia (davon 9 Sek. unterlegt)
Ausführende: Leipziger Streichquartett
Länge: 04:51 min
Label: MDG
Komponist/Komponistin: Johann Sebastian Bach
Titel: Wenn wir in hoechsten Noethen (davon 46 Sek. unterlegt)
Ausführende: Leipziger Streichquartett
Länge: 03:36 min
Label: MDG