Sigmund Freuds Brille

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Radiogeschichten Spezial

Sigmund Freud über den Humor

Ö1 Essay "Der Humor" von Sigmund Freud. Es liest Markus Meyer. 1905 veröffentlichte Sigmund Freud eine Studie über den Witz und seine Beziehung zum Unbewußten. Mit dem Humor beschäftigte er sich erst Jahrzehnte später genauer.

Der Witz, so Freud, erlaube es uns, für Augenblicke uns vom Verdrängungsdruck der Kultur zu befreien. Imaginativ, so Freud, dürfen sich sexuelle und aggressive Triebwünsche kurzfristig ungebremst durchsetzen. Feinde, Schwächere, Fremde werden attackiert, Autoritäten lächerlich gemacht, sexuelle Tabus gebrochen.

22 Jahre später widmet sich Freud einem von ihm damals wenig beachteten Aspekt - dem Humor, denn im Unterschied zum Witz und zur Komik, so Freud, "hat der Humor nicht nur etwas Befreiendes, sondern auch etwas Großartiges und Erhebendes, welche Züge an den beiden anderen Arten des Lustgewinns aus intellektueller Tätigkeit nicht gefunden werden. Das Großartige liegt . in der siegreich behaupteten Unverletzlichkeit des Ichs".

Freud: "Der Scherz, den der Humor macht, ist ja auch nicht das Wesentliche, er hat nur den Wert einer Probe; die Hauptsache ist die Absicht, welche der Humor ausführt, ob er sich nun an der eigenen oder an fremden Personen betätigt. Er will sagen: Sieh' her, das ist nun die Welt, die so gefährlich aussieht. Ein Kinderspiel, gerade gut, einen Scherz darüber zu machen!" Im Humor, so Freud, spräche das Über-Ich liebevoll und tröstlich zum Ich. "Übrigens sind nicht alle Menschen der humoristischen Einstellung fähig, es ist eine köstliche und seltene Begabung, und vielen fehlt selbst die Fähigkeit, die ihnen vermittelte humoristische Lust zu genießen" (Sigmund Freud, 1928)

Service

Sigmund Freud, "Der Witz und seine Beziehung zum Unbewußten: Der Humor", FischerTaschenbuch

Sendereihe

Gestaltung

  • Kurt Reissnegger

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