Erdbeeren, Doping und Sanktionen

14. Februar 2024, 13:00

Skurrile Meldungen um Doping-Fälle gibt es zur Genüge, die aktuelle Liste ist umfangreich: Da schickt etwa ein Olympia-Läufer einen Doppelgänger zur Urin-Probe - und bekommt eine lange Sperre aufgebrummt, als die Täuschung auffliegt. Die Eiskunstläuferin Kamila Walijewa wird - rückwirkend - für vier Jahre gesperrt; ihr droht der Verlust ihrer Goldmedaillen, die sie als 15-Jährige errungen hat. Das Internationale Sportschiedsgericht wollte den Anwälten der jungen Russin nicht glauben, wonach sie versehentlich ein Erdbeerdessert gegessen habe, in das ihr Großvater ein zerstoßenes Herzmedikament eingerührt hätte. Eine Initiative namens "Enhanced Games" will dem unerbittlichen Wettlauf zwischen illegalen Dopingmitteln und aufwändigen Dopingtests einen zusätzlichen Spin geben, indem sie Olympische Spiele gänzlich ohne Doping-Tests plant.

Meldungen wie diese sorgen für internationale Schlagzeilen, das Schicksal der betroffenen Sportler und Sportlerinnen dahinter verschwindet. Cornelia Blank vom Institut für Sport-, Alpinmedizin und Gesundheitstourismus der UMIT Tirol, Private Universität für Gesundheitswissenschaften und -technologie, will das ändern. Was wird aus dem Leben sanktionierter Athletinnen und Athleten, fragt Blank.

"Der weltweit gültige Anti-Doping-Code umfasst elf Kategorien, nur eine befasst sich mit der Einnahme verbotener Substanzen. Verstöße gegen diesen Code können vorsätzlich, aber auch ohne Absicht erfolgen", so Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Cornelia Blank: "Auch müssen Verstöße nicht immer etwas mit einer Betrugs- oder Gewinnabsicht zu tun haben". Die Folgen der Sanktionen für die Betroffenen seien gleichwohl hart: Unter Umständen können sie ihren Sport ihr Leben lang nicht mehr ausüben.

"TALE" ("Supporting anti-doping via Transforming Athletes' Life Experiences after Doping into Education Resources and Policy Recommendations") nennt sich das von der EU geförderte Forschungsvorhaben von Cornelia Blank, das kürzlich gestartet ist und mittels Interviews mit 60 sanktionierten Sportler:innen aus zehn Ländern biografische Brüche unter die Lupe nehmen will. Die ausgewerteten Interviews sollen wiederum als Grundlage für Anti-Doping-Programme dienen. Vielleicht, hofft Blank, lassen sich auf diese Weise sogar die betroffenen Sportler:innen wieder in ihre Gemeinschaft integrieren. Eingebunden in "TALE" sind verschiedene Universitäten in Europa sowie die Anti-Doping-Agenturen von Österreich und Slowenien.

Während Cornelia Blank die Interviews mit sanktionierten Sportler:innen führt, kümmert sich ihr Projekt-Kollege Dr. Daniel Westmattelmann von der Universität Münster um Interviews mit nicht-sanktionierten Athlet:innen. Ihm geht es darum, damit ihre Einstellung zu den sanktionierten SportlerInnen zu ermitteln.

Welche psychischen Belastungen bedeuten Anti-Doping-Tests für die Sportler:innen? Wie weit gehen Athlet:innen, um Höchstleistungen zu erreichen? Inwieweit sind sie nur Opfer der Entscheidungen skrupelloser Sportverbände? Ist der Kampf gegen Doping überhaupt zu gewinnen?

Cornelia Blank und Daniel Westmattelmann sind Gäste bei Alexander Musik in Punkt eins und wie immer sind Sie eingeladen, sich an der Sendung zu beteiligen. Kostenlos aus ganz Österreich können Sie uns unter 0800 22 69 79 erreichen; oder Sie schreiben uns ein Mail an punkteins(at)orf.at

Sendereihe

• Punkt eins

Gestaltung

• Alexander Musik