PICTUREDESK.COM/DPA/BERND THISSEN
Punkt eins
Plastik im Blut, Weichmacher im Urin
Über das Exposom, seine Erforschung und eine Vision. Gast: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Benedikt Warth, Professur für Lebensmittelchemie und Exposom-Forschung, Institut für Lebensmittelchemie und Toxikologie, Universität Wien, Koordinator Exposome Austria. Moderation: Barbara Zeithammer. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at
29. Februar 2024, 13:00
Heimisches Obst und Gemüse ist zunehmend mit Ewigkeitschemikalien PFAS belastet, zeigt ein vorgestern publizierter Bericht der Umweltschutzorganisation Global 2000. Auch in Schnee und Böden der Skigebiete finden sich die kaum abbaubaren Chemikalien in hohen Mengen, wie eine Studie vergangene Woche nachwies. Am Mittwoch wurde bekannt, dass sich gefährliche Chemikalien auch in E-Zigaretten finden. Und in Deutschland wird eine Routineüberprüfung zum Krimi: in Urinproben vor allem von Kleinkindern wurde ein verbotener und gesundheitsgefährdender Weichmacher entdeckt. Woher die Substanz stammt und wie sie in den Körper gelangen konnte, ist ungeklärt.
Feinstaub, Mikroplastik und Flammschutzmittel, PFAS, PAK und Weichmacher wie BPA stehen immer wieder in den Schlagzeilen. Im November jährt sich der HCB-Skandal im Kärntner Görtschitztal zum zehnten Mal; im kommenden Jahr wird das quecksilberhaltige Amalgam verboten. "10.000 bis 100.000 Schad- und Fremdstoffen ist ein Mensch im Laufe seines Lebens, ab dem Moment der Zeugung, ausgesetzt - aufgenommen aus der Nahrung, dem Wasser, der Luft und über den Kontakt mit der Haut", sagt Benedikt Warth vom Institut für Lebensmittelchemie und Toxikologie der Universität Wien. Diese Schadstoffe und Umweltfaktoren können die Gesundheit maßgeblich beeinflussen und sind für die Entstehung von Krankheiten relevanter als das Genom.
Die Gesamtheit der verschiedensten Umwelteinflüsse, denen wir ausgesetzt sind, bezeichnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als das Exposom. Benedikt Warth leitet das "Global Exposomics and Biomonitoring Labor" und koordiniert die vor zwei Jahren gegründete nationale ESFRI-Forschungsinitiative Exposome Austria. Er hat für seine Forschungen zur Entschlüsselung des Brustkrebs-Exposoms 2022 einen mit drei Millionen Euro dotierten ERC Consolidator Grant erhalten. Benedikt Warth erforscht vorgeburtliche Belastungen im Mutterleib und konnte nachweisen, dass ein häufiges Umwelthormon die Schutzbarriere zwischen Mutter und Kind durchdringen kann.
"Durch unsere Forschung wollen wir besser verstehen, welche Fremdstoffe in Nahrung und Umgebung uns chronisch krank machen. Wir wollen die relevanten Umwelteinflüsse ganzheitlich, als sogenanntes Exposom, entschlüsseln und dadurch zur personalisierten Prävention beitragen", erklärt Benedikt Warth.
Woraus besteht diese "Wolke", in die jede und jeder für sich eingehüllt ist und wie groß ist sie? Wie prägt sie unser Leben? Welche Hoffnungen und Ansätze zum Verständnis von Krankheitsprävention und -Entstehung sind mit dem Exposom verknüpft? Und mit welchen Analysemethoden können Forscherinnen und Forscher der Vielzahl von Substanzen und ihren Wechselwirkungen überhaupt habhaft werden?
Benedikt Warth ist zu Gast bei Barbara Zeithammer in Punkt eins und wie immer sind Sie herzlich eingeladen, Ihre Fragen zu stellen: unter 0800 22 69 79 erreichen Sie uns kostenfrei aus ganz Österreich oder Sie schreiben ein E-Mail an punkteins(at)orf.at
Sendereihe
Gestaltung
- Barbara Zeithammer
Playlist
Untertitel: Johann Sebastian Bach
Titel: Prelude and Fugue in F major BWV 880 from The Well-Tempered Clavier (Titel 11)
Ausführende: Mathias Halvorsen präpariertes Klavier1
Länge: 04:02 min
Label: Naxos
Untertitel: Johann Sebastian Bach
Titel: Prelude and Fugue in C minor BWV 871 from The Well-Tempered Clavier (Titel 09)
Ausführende: Mathias Halvorsen präpariertes Klavier
Länge: 05:18 min
Label: Naxos
Untertitel: Johann Sebastian Bach
Titel: Prelude and Fugue in C major BWV 848 from The Well-Tempered Clavier (Titel 08)
Ausführende: Mathias Halvorsen präpariertes Klavier
Länge: 03:36 min
Label: Naxos