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Gedanken für den Tag
Kimpa Vita - Mystikerin aus dem Kongo
von Angelika Walser, katholische Theologin und Professorin für Theologische Ethik an der Universität Salzburg
9. März 2024, 06:57
"Entschuldigen Sie bitte", sagt sie "mit Baby kommt man immer überall zu spät!" Fläschchen, Windeln, Spielzeug
Mein Frühstückscafé verwandelt sich im Handumdrehen in eine Kinderstube. Ich bin so froh sie zu sehen! Da sitzt sie in ihrem farbenfrohen Gewand mit dem weißen Kopfschmuck - eine Schwarze Königin, das Baby auf dem Schoß: Kimpa Vita, Nationalheldin des Kongo und der Beweis dafür, dass Christentum und traditionelle afrikanische Religiosität zusammenfinden können. "Wenn man ernst nimmt, dass Jesus Afrikaner war!", sagt sie energisch, "und dass weiße Christen eine Menge von Afrika lernen könnten, wenn ihr Auftreten weniger präpotent wäre. Aber das sei schon immer das Problem gewesen."
Kimpa Vita hat im 17. Jahrhundert die portugiesischen Kolonialherren das Fürchten gelehrt. Ihre Mission: Die untereinander verfeindeten Stämme des Kongo zu vereinen und das afrikanische Königtum Kongo zu errichten. Eine getaufte Katholikin ist sie - und gleichzeitig das, was die Kongolesen eine Nganga Marinda nennen: eine Heilerin, eine Visionärin und Prophetin.
Die Heiligen der katholischen Kirche haben es ihr angetan. Kimpa Vita begreift sie als ihre Ahnen, die ihr Mut machen, für die Abschaffung der Sklaverei zu kämpfen. Sie kann Menschen begeistern, ist eine glänzende Rednerin. Ihren weißen Gegnern ist sie ein Dorn im Auge: Eine schwarze Frau, die behauptet, Empfängerin göttlicher Botschaften zu sein, kann kein Kind empfangen. Schon gar kein uneheliches, sagen die Missionare des Kapuzinerordens.
1706 wird Kimpa Vita, zusammen mit ihrem Baby, als Häretikerin und Hexe verbrannt. 300 Jahre später ist sie heute Morgen mein Gast: Als Vordenkerin einer interkulturellen Theologie, als Sozialpolitikerin und als afrikanische Mystikerin.
Service
Sendereihe
Gestaltung
Übersicht
Playlist
Komponist/Komponistin: Roderick Williams
Vorlage: Traditional/Afrika
Album: Songs of Comfort & Hope / Yo-Yo Ma und Kathryn Stott
Titel: Thula Baba - Traditionelles Wiegenlied der Zulu / Bearbeitung für Violoncello und Klavier
Solist/Solistin: Yo-Yo Ma
Solist/Solistin: Kathryn Stott
Länge: 02:00 min
Label: SONY Classical 19439822372