Laetiporus sulphureus

WOLFGANG MAYER

Vom Leben der Natur

Schwefelporling und Zunderschwamm (1)

Die Biologin Irmgard Krisai-Greilhuber spricht über holzzersetzende Pilze.
Teil 1: Wichtige Humusproduzenten

Derzeit sind rund 150.000 Pilzarten wissenschaftlich beschrieben. Das sind aber wahrscheinlich nur etwa 10 Prozent der geschätzten globalen Pilzvielfalt, die von 1,5 bis 7 Millionen Pilzarten geschätzt wird. Auch wenn über die Anzahl weiter diskutiert wird, ist doch klar, welche essenzielle Rolle Pilze in den Ökosystemen spielen. Als sogenannte "Saprobionten" zählen sie zu den wenigen Lebewesen, die Holz abbauen und in seine "Ausgangsbestandteile" zerlegen zu können.

Pilze gelten daher als die großen Recycler in Ökosystemen: Sie zersetzen abgestorbenes Material, konkret bauen sie Zellulose, Hemi-Zellulose und Lignin ab und stellen Bäumen und anderen Pflanzen so immer wieder Nährstoffe, Mineralien und Wasser neu zur Verfügung. Damit erfüllen sie die sehr wichtige Aufgabe, im Naturhaushalt der Wälder "aufzuräumen" und dem Boden organische Masse zuzuführen. Sie sind also wichtige Humusproduzenten.

Es gibt unterschiedliche Fäulearten: die sogenannte "Braunfäule", bei der v.a. Zellulose abgebaut wird, die "Weißfäule", deren Erreger Zellulose und Lignin abbauen und die Moderfäule. Etwa ein Drittel aller Pilzarten zählen zu den holzzersetzenden Pilzen. Davon zählen die meisten zu den sogenannten "Ständerpilzen", den Basidiomyceten. Die Gruppe der Ascomyceten, der Schlauchpilze, ist deutlich kleiner. Sie können unscheinbar braun oder weißlich, einige wie der Schwefelporling auch leuchtend gelb sein. "Chicken of the woods" (Huhn der Wälder), wird dieser Pilz daher auch auf Englisch genannt. Einige Pilze bilden langlebige mehrjährige Fruchtkörper aus, andere sind einjährig und zerfallen im Lauf des Jahres wieder.

Holzzersetzende und insbesondere holzzerstörende Pilze sind zwar Haus- und Waldbesitzern manchmal ein Dorn im Auge, doch für das Ökosystem unverzichtbar. Und zudem - wie zum Beispiel der "Zunderschwamm" - auch für die Erzeugung von Kleidungsstücken und in der Medizin verwend- und kostbar. Schon "Ötzi", der über 5.000 Jahre alte Mann aus dem Eis, trug Birkenporlinge und Zunderschwamm mit sich. Mit Hilfe des Zunderschwamms konnte Glut transportiert werden, und beide Pilze werden auch heute noch in der Medizin verwendet, erzählt Irmgard Krisai-Greilhuber. Die gebürtige Oberösterreicherin ist Professorin am Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien und Präsidentin der Mykologischen Gesellschaft Österreich. Sie engagiert sich für die Dokumentation der "Funga" Österreichs und betreibt "Citicen Science-Projekte" dazu, berät bei Vergiftungen und macht Exkursionen mit Interessierten. Ein für sie relevantes und zukunftsorientierter Bereich ist der Einsatz von (holzzersetzenden) Pilzen in der Biotechnologie. Dabei reicht die Anwendungspalette vom Instrumenten- und Möbelbau über Biokomposite und Dämmstoffe sowie im Bereich Holzschutz- und Pflanzenstärkung bis zur Verwendung als organische Halbleiter und der Wasseraufbereitung.

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GESPRÄCHSPARTNERIN:
Univ.-Prof.in Mag.a Dr.in Irmgard Krisai-Greilhuber
Universität Wien
Department für Botanik und Biodiversitätsforschung
Präsidentin der Österreichischen Mykologischen Gesellschaft

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