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Radiogeschichten
Julia Josts Debüt erregt Aufsehen
"Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht". Von Julia Jost. Es liest Katharina Knap.
27. März 2024, 11:05
Julia Jost schildert in ihrem Debütroman eine archaische Bergwelt zwischen Stammtisch und Beichtstuhl. Etwas abseits ist da ein Mädchen, das sich unter einem Lastwagen versteckt und alles genau beobachtet. Sie ist nicht so wie die anderen und das ist eigentlich gut so. Mit ihren Augen sehen wir die Geschichte, die Beziehungen der Menschen zueinander. Hören von dem Tod des kleinen Franz Ruck. Mit ihm aus dem Brunnen kommt auch ein "Meine-Ehre-heißt-Treue-Messer" zum Vorschein. Der Blick der Erzählerin ist auf der einen Seite gnadenlos, manche ihrer Phantasien ausgesprochen gewalttätig, trotzdem ist das eine so große Sehnsucht nach Leben, danach Verstandenzuwerden und vielleicht sogar eine Liebe erleben zu dürfen. Geschrieben in einer Sprache, die höchst raffiniert und gelungen vorgibt, es nicht faustdick hinter den Ohren zu haben. Dazu kommt ein ausgesprochen schräger Humor und, dass man diesem Mädchen eigentlich von der ersten Seite an, ganz fest die Daumen halten will. Ein Debüt, wie es nur selten gelingt, hier ist es perfekt gelungen.
Julia Jost, 1982 bei Feldkirchen in Kärnten geboren. Studium der Philosophie, Bildhauerei und Theaterregie. Sie arbeitete als Regisseurin und Dramaturgin in der freien Szene sowie u. a. am Thalia Theater Hamburg. 2019 wurde sie bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt für einen Auszug aus "Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht" mit dem kelag-Preis ausgezeichnet. Ihr Theaterstück "ROM" feiert im April 2024 am Volkstheater Wien Premiere. Julia Jost lebt in Wien und Berlin.
Gestaltung: Michaela Monschein
Service
"Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht", Julia Jost, Roman, Suhrkamp Verlag 2024
Sendereihe
Gestaltung
- Michaela Monschein