Immanuel Kant

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Gedanken für den Tag

Kant und das Metaphysische

Heinrich Schmidinger, emeritierter Philosoph und Theologe an der Universität Salzburg, zum 300. Geburtstag von Immanuel Kant.

Für Immanuel Kant ist der Mensch nicht imstande, Aussagen über den Bereich des Metaphysischen, des Mystischen oder des Göttlichen zu treffen. Er tat sie als Träume von Geistersehern ab.

Kein Wunder, dass Kant für viele religiös Gesinnte lange Zeit als der leibhaftige Gott-sei-bei-uns galt, als der Alles-Zermalmer, der nicht einmal vor einer Leugnung der Existenz Gottes zurückschreckte. Wiederum keine Überraschung, dass er rasch auf den römisch-katholischen Index der verbotenen Bücher kam, und dass bereits zu seinen Lebzeiten Anti-Kant-Bücher erschienen, die den christlichen Glauben vor ihm schützen sollten.

Dabei war Kant alles andere als Atheist. Er behauptete lediglich, dass sich auf Gott die Unterscheidung "er existiert", bzw. "er existiert nicht" keinesfalls anwenden lässt. Aussagen über die Existenz, bzw. über die Nichtexistenz von etwas, beziehen sich allemal auf die uns zugängliche Wirklichkeit in Raum und Zeit. Sie werden Gott nicht gerecht. Das schreibt Kant Theisten und Atheisten gleichermaßen ins Stammbuch. Deshalb erschließt er Gott anders. Die berühmte Metapher vom "bestirnten Himmel über mir und dem moralischen Gesetz in mir" enthält für ihn die Forderung, dass die Gesetze der Natur und die Gebote der Moral letztlich miteinander harmonieren müssen, andernfalls würde das sittliche Verhalten des Menschen sinnlos.

Für diese Harmonie bedarf es eines Garanten, und das kann nur Gott sein. Deshalb ist dessen Existenz zu postulieren, nicht zu beweisen. Innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft lässt sich mehr über Gott nicht sagen. "Ich musste also das Wissen aufheben, um für den Glauben Platz zu bekommen" lautet eine der zentralen Aussagen Kants in diesem Zusammenhang.

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Immanuel Kant, "Die drei Kritiken: Kritik der praktischen Vernunft - Kritik der reinen Vernunft - Kritik der Urteilskraft", Reclam 2024

Gabriele Gaba, Achim Vesper, "Kants Philosophie", C. H. Beck 2024

Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Wolfgang Amadeus Mozart 1756 - 1791
Titel: Divertimento für Oboe, Streicher, Hörner und Baß in D-Dur KV 251
* Rondeau. Allegro assai - 5.Satz (00:05:05)
Ausführende: Camerata Academica des Mozarteums Salzburg
Leitung: Sandor Vegh
Länge: 05:05 min
Label: Capriccio 10203

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