Die Vertikalspannung des Glaubens

7. Mai 2024, 06:57

Nicht nur das Christentum, auch das Judentum und der Islam kennen wundersame Himmelfahrten ihrer Propheten.

Mohammed ereilt noch zu Lebzeiten die außergewöhnliche Gunst, im Anschluss an eine Nachtreise nach Mekka und Jerusalem, in den Himmel reisen zu dürfen. Und in der vielfältigen jüdischen Tradition ist es vor allem Henoch aus dem Buch Genesis, der Vater Metuschelachs, rund um den sich über die Jahrtausende eine Himmelfahrtsmystik entfaltet.

Die Vorstellung, dass der Himmel eine Einflusssphäre Gottes ist oder dass, anders ausgedrückt, Gott auch im Himmel wohnt, scheint inter-religiöser Bestandteil menschlichen Glaubens zu sein. Im Buch Deuteronomium heißt es: "(…) der Herr der Gott ist im Himmel droben und auf der Erde hier unten (…)." In der zweiten Sure des Koran heißt es: "Er ist es, der euch alles, was auf der Erde ist, geschaffen und sich hierauf zum Himmel aufgerichtet und ihn zu sieben Himmeln geformt hat." Und das wichtigste Gebet der Christenheit beginnt wie folgt: "Vater unser im Himmel."

Die drei großen europäischen Religionen besetzen (demnach) den Himmel mit Gott und versetzen die darunter lebenden Menschen in "Vertikalspannung" (der Begriff stammt von Peter Sloterdijk). Weniger sperrig wird diese Vertikalität bei Augustinus von Hippo ausgedrückt: Das Ich "sehnt" sich "hinauf", so Augustinus, und wird so von der Halswirbelsäule abwärts "auf-gerichtet".

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Dominik Barta, "Vom Land", Verlag Zsolnay
Dominik Barta, "Tür an Tür", Verlag Zsolnay

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