Stimmen hören

In Hans Pfitzners Kosmos

Von "Palestrina" zum "Dunklen Reich" - Widerständiges aus deutscher Spätest-Romantik.

Hans Pfitzner soll nicht mehr sein: 75 Jahre nach seinem Tod werden Straßen umbenannt, Aufführungen finden kaum mehr statt. Das reiche, als unnahbar, "spröde" verschriene Oeuvre liegt brach, ein Dirigent wie Kirill Petrenko, der noch einmal für das Bühnenwerk "Palestrina" Partei ergriff, findet in der ersten Reihe keine Nachfolger. Verschätzte sich der Uraufführungsdirigent von anno 1917, Bruno Walter, als er einen Tag vor seinem Tod diktierte: "Despite all the dark experiences of today I am still confident that "Palestrina" will remain. The work has all elements of immortality."

Es gibt einen Hans Pfitzner vor der Verbiesterung und Verdüsterung, die ihn gegen die "Futuristengefahr" wettern und, antisemitisch agitierend, die Nähe von NS-Repräsentanten suchen lassen sollte. "Der arme Heinrich" schreibt in den 1890ern Wagners "Tannhäuser" fort, "Die Rose vom Liebesgarten" ist mit allem Flitter perfektes Jugendstil-Stück. Dann: "Palestrina", Hans Pfitzners Eigen ganz und gar, Künstlerdrama, Weltkritik, Feier des sich widersetzenden Individuums, des Eigensinns, des grimmigen Widerstands in der und für die Kunst. Thomas Mann, beeindruckt, ruft zur Gründung des "Hans-Pfitzner-Vereins für deutsche Tonkunst" auf.

Hans Pfitzner hatte eine Begabung dafür, Werktitel zu erfinden, die bedenklich stimmen. "Das dunkle Reich" - "Von deutscher Seele". Vielleicht ergibt ideengeschichtliche Tiefenanalyse der vertonten Texte zwischen Eichendorff und Michelangelo etwas anderes, aber in Musik ist das feinsinnig, brüsk, aufwühlend, vollends un-epigonal und vor allem mit keiner Note auf Breitenwirkung angelegt. Ähnlich die Klavier- und Orchesterlieder. Wer sich auf Hans Pfitzner einlässt, bekommt: Klangfantasie und schroffe tonsetzerische Bravour.

Sendereihe

Gestaltung