Radiokolleg

100 Songs: Geschichte wird gemacht (3)

M.I.A. - Bucky Done Gun
(UK, 2005)

Mathangi "Maya" Arulpragasam verbrachte die ersten elf Jahre ihres Lebens auf der Flucht vor der Armee von Sri Lanka. Ihr Vater war Teil des tamilischen Widerstands und später Vermittler im Konflikt. In London hatte nach der Jahrtausendwende Drumcomputer kennengelernt und schlug - ermutigt durch eine bekannte Britpop-Musikerin - eine Musikkarriere ein. Ihr Debütalbum wirbelte weltweit verstreute Stile durcheinander: Bhangra, Baile Funk, Miami Bass, Grime und Dancehall. Die Rhythmen einer globalisierten Diaspora waren durch die technologische Verfremdung gegangen, die Sounds waren oft "halbakustisch" - synthetisierte Alltagsgeräusche und Straßenlärm, die wild collagiert wurden. Der Song "Bucky Done Gun" arbeitete sich dabei - über einem Beat aus den Favelas von Rio - den Versprechen von Gewalt, Guerilla und Frieden ab. Das Debütalbum von M.I.A. glich einer chaotischen Reise um den Globus, der gerade einen Krieg gegen den Terror erlebt; oder auch durch einen Brennpunkt-Bezirk einer westlichen Großstadt. Bis zuletzt blieb offen, ob das Ziel von M.I.A. damit Politik oder Kunst ist.

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  • Stefan Niederwieser