Ein Kuscheltier liegt in Gras.

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Punkt eins

Traumafolgen, Prävention und Alltag

Wie Sprache und kulturelles Wissen helfen, Erfahrungen von Gewalt und Flucht schrittweise zu verarbeiten. Gäste: Sabine Kampmüller, Diplomierte Kinderkrankenschwester, Master in International Health (MIH), Gründerin und geschäftsführende Obfrau von AFYA - Verein für interkulturelle Gesundheitsförderung & Marzia Qayoumi, Apothekerin, Mitarbeiterin und Trainerin bei AFYA. Moderation: Andreas Obrecht. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Die Spirale der globalisierten Gewalt dreht sich weiter - nicht nur in entfernten Regionen, sondern auch in unmittelbarer Nachbarschaft. Kinder und Frauen sind von der Flucht vor Gewalt besonders betroffen, bei Jugendlichen können nicht verarbeitete Traumata zu aggressivem Verhalten führen.

Die seit 2017 bestehende Initiative AFYA - was auf Arabisch so viel wie Wohlfühlen und Gesundheit bedeutet - geht davon aus, dass Sprach- und Kulturkompetenz, also vor allem das Verständnis des Herkunftskontextes, wesentliche Voraussetzungen sind, Traumata richtig einzuordnen und so passende Strategien zur Bewältigung der Gewalterfahrung anbieten zu können.

AFYA versteht sich als niederschwellige Unterstützung zur Vermeidung von oft lebenslangen psychischen und physischen Traumafolgen, die auch transgenerationell weitergegeben werden können. Unterschiedliche Programmangebote werden von Trainerinnen und Trainern aus Syrien, Afghanistan, Somalia, Tschetschenien und der Ukraine betreut, die insgesamt elf unterschiedliche Sprachen sprechen und selbst Fluchterfahrung haben. Dieses geteilte Wissen schafft eine enge Beziehung zwischen den Menschen und den Interpretationen ihrer jeweiligen Lebensgeschichten. 4.000 geflüchtete Menschen konnten in den letzten Jahren von AFYA-Programmen erreicht werden, 40 % davon waren Kinder. Letztes Jahr und das Jahr zuvor waren ein Drittel der Teilnehmenden aus der Ukraine.

Traumafolgen-Prävention ist im Gesundheitssystem derzeit nicht vorgesehen. Therapien finden, wenn überhaupt erst dann statt, wenn schwere Probleme auftreten. Aber auch dann fehlen vielfach die Ressourcen.

Welche Verantwortung hat die Gesellschaft, jeder und jede einzelne gegenüber Menschen, die vor Krieg und Gewalt geflohen sind? Wie können aufgrund von Traumata wiederkehrende Ängste überwunden und die nötige Selbstachtung wiedererlangt werden? Wodurch lernen junge Migranten, dass Gewalt keine Antwort sein kann, wenn sie aufgrund ihrer Herkunft oder ihres sozialen Status beleidigt werden?

Sabine Kampmüller hat AFYA gegründet und leitet den "Verein für interkulturelle Gesundheitsförderung" als geschäftsführende Obfrau. Dabei blickt sie auf viel Erfahrung im Bereich der humanitären Hilfe zurück - so war sie etwa 20 Jahre lang für Ärzte ohne Grenzen in Ostafrika und im Kaukasus tätig.

Marzia Qayoumi ist ausgebildete Apothekerin mit langjähriger Berufserfahrung in Afghanistan, woraus sie selbst 2015 fliehen musste. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Mentorin bei AFYA und betreut heute - im Rahmen der AFYA-Programme - Gruppen von geflüchteten Kindern, Jugendlichen und Eltern aus Afghanistan.

Marzia Qayoumi und Sabine Kampmüller sind Gäste bei Andreas Obrecht.

Wie immer freut sich die Punkt-eins-Redaktion über rege Teilnahme der Hörerinnen und Hörer an der Sendung, unter punkteins(at)orf.at oder unter 0800 22 69 79 telefonisch während der Sendung.

Service

AFYA

Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: TRad./The Afghan Music Project
Titel: Wise Man Tell Me the Truth (davon 36 Sek. unterlegt)
Ausführende: The Afghan Music Project
Länge: 03:41 min
Label: Rounder Select

Komponist/Komponistin: TRad./The Afghan Music Project
Titel: A Rose Among Ruins (davon 14 Sek. unterlegt)
Ausführende: The Afghan Music Project
Länge: 04:58 min
Label: Rounder Select

Komponist/Komponistin: TRad./The Afghan Music Project
Titel: Another Flower for Kharabat (davon 37 Sek. unterlegt)
Ausführende: The Afghan Music Project
Länge: 05:48 min
Label: Rounder Select

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