George Enescu - AFP
Vorgestellt
Enescu zu entdecken
Cristian Macelaru und das Orchestre National de France brechen eine Lanze für den Symphoniker George Enescu.
31. Mai 2024, 11:30
"Ich wurde geboren wie eine Gestalt aus einer Tragödie: unter dramatischen Umständen und von dunklen Vorahnungen begleitet", befand George Enescu. 1882 kam er als achtes Kind seiner Eltern in Rumänien zur Welt - und sollte als einziges überleben. Aus Sorge von Gleichaltrigen ferngehalten, blieb nur die Musik als Ventil für das reiche Innenleben des überbehüteten, scheuen Kindes: Die Gesänge und Tänze der Roma faszinierten den Dreijährigen dermaßen, dass er sich eine Spielzeuggeige bastelte; mit vier konnte er auf einer richtigen Violine das Gehörte nachspielen. Mit sieben wurde Enescu zum Studium nach Wien geschickt, wo er die Atmosphäre der Musikstadt begierig in sich aufsog. Johannes Brahms wurde sein erster musikalischer Held - und blieb es auch noch, nachdem Richard Wagners Musik sein Denken umgekrempelt hatte. Mit 14 ging Enescu nach Paris, wo er als Kommilitone u.a. von Maurice Ravel Komposition studierte.
Aus dem Wunderkind wurde ein umfassender Musiker, der als Dirigent, Violinvirtuose, Lehrer, Musikologe und Organisator zwischen den USA und Rumänien reüssierte. Zum Komponieren blieb Enescu wenig Zeit, zumal er höchst selbstkritisch und bescheiden war. Dabei wirkt seine Musik heute, fast sieben Jahrzehnte nach seinem Tod 1955 in Paris, eindringlicher denn je: Neben seinem Hauptwerk, der Oper "Oedipe", fasziniert auch sein übriges Schaffen, das von einem farbenfrohen, mitreißenden Folklorismus bis zu geistvollen Amalgamen jener widerstreitenden Kräfte reicht, die zwischen Spätromantik und Moderne walten. In seinem Überschreiten der Grenzen von Zeiten, Welten und Stilen fasziniert George Enescu als einer der originellsten Komponisten seiner Zeit. Trotzdem ist er bislang immer noch zu wenig präsent in den Konzertsälen zumal Mittel- und Westeuropas.
Doch nun könnte es zu einem neuen, wohlverdienten Popularitätsschub kommen - durch diese Neuaufnahme der drei Symphonien sowie der beiden populären "Rumänischen Rhapsodien", eingespielt vom Orchestre National de France unter Leitung von Cristian Macelaru, seit 2020 Chefdirigent dieses Klangkörpers und zudem seit 2023 künstlerischer Leiter des George Enescu Festival in Bukarest. "Die fünf hier vorgestellten Kompositionen", so erklärt Macelaru, "bieten perfekte Beispiele für die künstlerische Entwicklung eines der größten Künstler des 20. Jahrhunderts. Vom jugendlichen Glanz der Rumänischen Rhapsodie Nr. 1 bis zum tiefgründigen, ätherischen, philosophischen Schluss der Dritten Symphonie kann man die Reise dieses großen Genies und meines persönlichen Helden George Enescu entdecken und nacherleben."
Service
Aktuelle Aufnahme:
Album: George Enescu: Symphonies 1-3. Romanian Rhapsodies 1 & 2
Mit: Orchestre National de France, Cristian Macelaru (Dirigent)
Label: DG (3 CDs)
Sendereihe
Gestaltung
- Walter Weidringer
Playlist
Komponist/Komponistin: Georges Enesco/1881 - 1955
Titel: Rumänische Rhapsodie in A-Dur, op. 11 (Ausschnitte)
Orchester: Orchestre National de France
Leitung: Cristian Macelaru
Länge: 03:50 min
Label: Deutsche Grammophon
Komponist/Komponistin: George Enescu/1881 - 1955
Titel: Symphonie Nr.1 in Es-Dur op.13
* Vif et vigoureux - 3.Satz (Ausschnitt)
Orchester: Orchestre National de France
Leitung: Cristian Macelaru
Länge: 04:36 min
Label: Deutsche Grammophon
Komponist/Komponistin: George Enescu/1881 - 1955
Titel: Symphonie Nr.2 in A-Dur op.17
* Vivace, ma non troppo - 1.Satz (Ausschnitt)
Orchester: Orchestre National de France
Leitung: Cristian Macelaru
Länge: 05:33 min
Label: Deutsche Grammophon
Komponist/Komponistin: George Enescu/1881 - 1955
Titel: Symphonie Nr.3 in C-Dur op.21
* Lento, ma non troppo - 3.Satz (Ausschnitt)
Chor: Choeurs de Radio France
Orchester: Orchestre National de France
Leitung: Cristian Macelaru
Länge: 04:54 min
Label: Deutsche Grammophon
Komponist/Komponistin: George Enescu/1881 - 1955
Titel: Symphonie Nr.2 in A-Dur op.17
* Allegro vivace, marziale (Ausschnitt)
Orchester: Orchestre National de France
Leitung: Cristian Macelaru
Länge: 02:36 min
Label: Deutsche Grammophon