Gilbert Keith Chesterton

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Gedanken für den Tag

Chesterton, die Orgie und das Sakrament

Cornelius Hell, Literaturkritiker und Übersetzer, zum 150. Geburtstag von Gilbert Keith Chesterton

Gilbert Keith Chesterton, der britische Autor und Journalist, hat so viele verschiedene Schiften verfasst und so viele Gedanken entwickelt, dass es unmöglich ist, sie auch nur alle zu nennen. Eines nimmt mich sehr für ihn ein: seine Verteidigung des einfachen Menschen, der "gewöhnlichen Sterblichen", wie es in der Übersetzung heißt. Diesen vielleicht altmodischen Ausdruck mag ich schon deswegen, weil ihn meine Mutter gerne für sich selbst und für uns verwendet hat.

Chesterton war ein Sohn aus gutem Hause. Aber er interessierte sich für die Angestellten seines Vaters und besuchte sie in ihren Wohnungen. Danach notierte er in sein Tagebuch: "Niemand hat auch nur das geringste Verständnis für Kameradschaft, der nicht eine gewisse herzliche Lust am Essen, Trinken oder Rauchen anerkennt, einen aufrührerischen Materialismus, der vielen Frauen nur als Gefräßigkeit erscheint. Ihr könnt es eine Orgie oder ein Sakrament nennen, jedenfalls ist es etwas Wesentliches."

Chestertons Erscheinung wird beschrieben als "türrahmenfüllend" - er war ziemlich korpulent. Zu dem sehr schlanken Autor George Bernhard Shaw, mit dem er viele Sträuße focht, sagte er einmal: "Wenn man dich sieht, könnte man glauben, in England herrsche eine Hungersnot." Shaw entgegnete ihm: "Und wenn man dich sieht, könnte man glauben, du hättest sie verursacht."

Der einfache Mensch, der sich irgendwie durchschlägt und es sich einigermaßen gut gehen lässt - so sieht Chesterton auch den Apostel Petrus, von dem er schreibt: "Als Christus seine große Gesellschaft gründete, wählte er zu ihrem Grundstein weder den brillanten Paulus noch den mystischen Johannes, sondern einen Ausflüchtemacher, ein Großmaul und einen Feigling - mit einem Wort, einen Menschen. Und auf diesem Felsen hat er seine Kirche gebaut, und die Pforten der Hölle haben sie nicht überwältigt."

Service

Gilbert Keith Chesterton, "Pater Brown. Die besten Geschichten", Anaconda Verlag 2024
"Pater Brown - Tod und Amen. Alle Fälle in einem Band", Kampa Verlag 2022
"Die besten Pater-Brown-Geschichten", Reclam Verlag 2021
"Der Mann, der zu viel wusste. Kriminalgeschichten", Manesse Verlag 2011
"Der Mann, der Donnerstag war", Hofenberg 2017
"Orthodoxie. Eine Handreichung für die Ungläubigen", Fe-Medienverlag 2011
"Verteidigung des Unsinns", Europäischer Literaturverlag 2012
"Hl. Franziskus von Assisi", Media Maria 2014
"Thomas von Aquin", Credo Medien 2023

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Peter Warlock
Album: Very British. Elgar, Britten, Warlock, Jenkins
* 1. Satz: Basse-Danse. Allegro moderato
Titel: Capriol Suite für Streichorchester
Leitung: Wolfgang Emanuel Schmidt
Orchester: Metamorphosen Berlin
Länge: 01:12 min
Label: Sony Classical 19439873312

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