Christina Kiesler - FM4
Contra - Kabarett und Comedy
"Überfall" mit "Nachspielzeit"
Zwei sehenswerte neue Programme: Xaver Schumacher wird in "Überfall" übel mitgespielt - und für Christina Kiesler wird in "Nachspielzeit" die Ersatzbank zur Bühne.
1. Juni 2024, 19:05
2019 wurde der Tiroler Theatermacher und Kabarettist Xaver Schumacher - damals noch Franz-Xaver Franz - nach einem Auftritt bei einem Open Air Kulturfestival in Nordfriesland im Backstage-Bereich für einen Einschleichdieb gehalten und von zwei Wachmännern hinterrücks dermaßen brutal niedergeprügelt, dass er Knochenbrüche und Kopfverletzungen davontrug. Ideologisch blöd: Es waren keine rechten Recken, sondern Antifa-Securities, die ihrer Gewalttätigkeit freien Lauf ließen. "Wo sind die Nazis, wenn man sie mal braucht?"
In die oft sarkastische Schilderung dieses höchst unlustigen Vorfalls und seiner juristischen Folgen bettet Schumacher mit schräger Fantasie und bösem Humor hochkomische Abschweifungen ein. Sein drittes Kabarett-Solo "Überfall" gerät ihm so zu einem sehr persönlichen Monodram über Gewalt und Ohnmacht, Wut und Verdrängung.
Gestaltung: Gabriel Schaffler
Vor Spielvorfreude berstend wartet Christina Kiesler auf ihre Einwechslung. 2 x 45 Minuten lang. Derweil wird die Ersatzbank zur Bühne. Mit klugen Kopfbällen, gezielten gesellschaftskritischen Grätschen und vollem Körpereinsatz, gestählt vom Entfernen der vielen Felsen, die ihr das Patriarchat ständig in den Weg legt, knöpft sich die gelernte Schauspielerin und Sängerin (31) in ihrem Kabarett-Debüt "Nachspielzeit" ihre vielen Widersacher vor: "Was wären Austria und Rapid ohne ihre homophoben Fangesänge? Leiwande Vereine!"
Mit souveräner Bühnenpräsenz albert und agitiert, spöttelt und spaßt sich die furios-fröhliche Zweikampflesbe durch ihr Solodebüt. Und das bei Bedarf auch mit gescheit eingesprungenen Geschlechterrollen rückwärts: "Ich würde mich ja wirklich gerne hochschlafen. Aber es gibt einfach zu wenig Frauen in Führungspositionen."
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