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Punkt eins
Mexiko: "Umarmungen statt Kugeln"?
Die herausfordernde Gegenwart und Zukunft Mexikos. Gäste: Kristina Pirker, Professorin am Instituto de Investigaciones Dr. José Maria Luis Mora in Mexiko-Stadt & Berthold Molden, Historiker, Österreichisches Lateinamerika Institut. Moderation: Barbara Zeithammer. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at
3. Juni 2024, 13:00
Fast 100 Millionen Wahlberechtigte, über 20.000 neu zu besetzende politische Ämter und Posten von der Präsidentin bis zum Lokalpolitiker: Die Wahlen in Mexiko am 2. Juni sind die bisher größten im größten spanischsprachigen Staat der Welt - und die gewalttätigsten. Über 35 Kandidatinnen und Kandidaten wurden seit Jahresbeginn ermordet; zahlreiche Zivilisten kamen bei den Attentaten ums Leben. Die Herausforderungen, vor denen das zweitgrößte Land Lateinamerikas steht, sind enorm.
"Abrazos, no balazos" - Umarmungen statt Kugeln - mit diesem Motto, großen Versprechen und Hoffnungen war vor sechs Jahren Andrés Manuel Lopez Obrador, AMLO genannt, als Sieger aus der Präsidentschaftswahl hervorgegangen. Er wollte die grassierende Gewalt in Mexiko eindämmen, gegen Korruption und die Drogenkartelle vorgehen, die enorme Ungleichheit und große Armut lindern, das "Verschwindenlassen" von Menschen aufklären.
Doch unter AMLO erreichte die Zahl an Tötungen in Mexiko einen neuen Höchststand, das Militär wurde mit noch mehr Befugnissen in zivilen Bereichen ausgestattet und auch die Korruption ist gestiegen. Zahlreiche seiner Wahlversprechen hat Lopez Obrador gebrochen, die hohen Erwartungen durch seine eigene Politik konterkariert und mit seiner Strategie "Umarmungen statt Kugeln" ist er gescheitert, heißt es in Analysen.
Im Wahlkampf fiel AMLO vor allem mit Attacken gegen die Justiz, die Wahlbehörde, die Opposition, Menschenrechtsaktivist:innen und Journalisten auf. Im Februar demonstrierten Tausende Menschen gegen die Aushöhlung der Demokratie durch den Abbau demokratischer Strukturen und für faire Wahlen.
Die Gewalt im Land war ein zentrales Thema auch im Wahlkampf, auch wenn konkrete Strategien fehlen. Die Drogenkartelle, denen 2006 die damalige Regierung formell den Krieg erklärt hatte, kontrollieren laut Beobachtern inzwischen Teile des Landes. Mit einer Aufklärungsquote von geschätzt drei bis acht Prozent herrscht de facto Straflosigkeit in Mexiko. Neun der zehn gewalttätigsten Städte der Welt lagen 2023 in Mexiko.
Was sind die Perspektiven in dem Land, das wie kaum ein anderes von Gewalt und Kriminalität durchzogen ist? Wie steht es um die mexikanische Demokratie? Kann eine Präsidentin die Lebensumstände der Frauen, die in Mexiko besonders von Gewalt betroffen sind, verbessern? Welche Rolle spielen die USA, deren Wahlen ebenfalls große Auswirkungen auf Mexiko haben werden?
Am Tag nach der Wahl analysieren Kristina Pirker und Berthold Molden als Gäste bei Barbara Zeithammer in Punkt eins die aktuelle Lage in Mexiko, blicken auf den Wahlkampf zurück und werfen Schlaglichter auf die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen im größten spanischsprachigen Staat der Welt.
Die Politikwissenschaftlerin Kristina Pirker forscht und lebt in der Hauptstadt Ciudad de México. Sie ist Professorin am Instituto de Investigaciones Dr. José Maria Luis Mora und arbeitet dort unter anderem zu politischer Gewalt in Lateinamerika.
Der Historiker Berthold Molden beschäftigt sich viel mit der Geschichte Mexikos, unter anderem beim Österreichischen Lateinamerika Institut.
Diskutieren Sie mit und rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at
Sendereihe
Gestaltung
- Barbara Zeithammer
Playlist
Urheber/Urheberin: Tino Contreras
Titel: Malagueña
Ausführender/Ausführende: Tino Contreras
Länge: 03:34 min
Label: jazzman
Urheber/Urheberin: Toots Thielemans
Titel: Bluessette
Ausführender/Ausführende: Juan José Calatayud & Carlos Maceiras
Länge: 03:33 min
Label: peantagrama
Urheber/Urheberin: Ik'Balam, Moyrón Castillo
Titel: Ilusiones
Ausführender/Ausführende: Ik'Balam
Länge: 05:07 min
Label: checkout rec.