EDGAR SCHÜTZ
Ambiente - von der Kunst des Reisens
Von Tenochtitlan zur Ciudad de México
Ambiente Spezial: Azteken, Maximilian, 1938, Ruth D. Lechuga: Spurensuche in Ciudad de México
2. Juni 2024, 10:05
Dort, wo sich heute die Riesenmetropole Ciudad de México ausbreitet, wurde einst auf Wasser gebaut. Die von Mexicas bewohnte Stadt Tenochtitlan befand sich inmitten von mehreren Seen. Reste davon können südlich von Mexiko City in den Kanälen von Xochimilco erkundet werden. Sie entstanden im 14. Jahrhundert durch das Anlegen von schwimmenden Gärten, den Chinampas, in denen die indigene Bevölkerung Obst, Gemüse und Blumen anbaute. Da die Azteken ihre Hauptstadt Tenochtitlán auf einem Sumpfgebiet errichteten, waren diese schwimmenden Gärten von Xochimilco das landwirtschaftliche Standbein des Reiches. Teils werden sie immer noch kultiviert. Die Chinampas von Xochimilco stehen unter Naturschutz und zählen zum UNESCO-Weltkulturerbe. Sie sind heute ein beliebtes Ausflugsziel. Nach der Eroberung durch die Spanier wurden die Tempelanlagen der Azteken weitgehend zerstört. Sie verschwanden unter den Kolonialbauten und wurden erst ab den späten 1970er Jahren wieder ausgegraben und erforscht.
Eng mit der Geschichte der Azteken verbunden ist auch der "Penacho de Moctezuma". Eine Kopie dieser "Federkrone" ist im "Museo de Antropología" ausgestellt. Das Original befindet sich im Weltmuseum von Wien. In Mexiko gibt es Stimmen, die eine Rückgabe fordern. Allerdings kursieren auch Ansichten, wonach das kostbare Stück in Österreich durchaus gut aufgehoben sei. Historische Verbindungen zwischen den beiden Ländern gibt es einige. Im Schloss Chapultepec lässt es sich auf den Spuren von Kaiser Maximilian wandeln. Das von den Franzosen ausgeheckte Mexiko-Abenteuer des jüngeren Bruders von Kaiser Franz Joseph endete 1867 mit der Erschießung bei Querétaro.
In der im malerischen Stadtbezirk San Angel gelegenen "Casa de Risco" wohnte in seinen letzten Lebensjahren der Diplomat Isidro Fabela. Im März 1938 brachte er in Genf im Völkerbund - dem Vorläufer der Vereinten Nationen (UN) - eine offizielle Protestnote gegen die Besetzung Österreichs durch die Truppen der deutschen Wehrmacht ein. Mexiko war das einzige Land der Welt, das offiziell gegen den "Anschluss" Österreichs an Nazi-Deutschland protestierte.
Weniger bekannt ist die Geschichte der 1920 in Wien geborenen Jüdin Ruth Deutsch Lechuga. Sie floh 1938 mit ihrer Familie vor den Nationalsozialisten nach Mexiko, wo sie ein Medizinstudium absolvierte. Nicht zuletzt wegen ihrer Erfahrung al Mitglied einer verfolgten Gesellschaftsgruppe galt ihr großes Interesse der mexikanischen Volkskunst und den Indigenen, die damals in Mexiko und anderen Ländern der Region auch Diskriminierungen ausgesetzt waren. Über Jahrzehnte baute sie eine der umfangreichsten anthropologischen Sammlungen Lateinamerikas auf. Diese enthielt neben ethnografischen Fotos, die in der Fundación Ajaraca archiviert sind. Vor ihrem Tod im Jahr 2004 vermachte sie ihre Kollektion dem Museo Franz Meyer, wo sie heute aufbewahrt, analysiert und bisweilen zumindest zum Teil ausgestellt werden.
Gestaltung: Edgar Schütz
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