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ORF/JOHANN KNEIHS

Moment

Guter Rat und Pfeffermühle

Eisen- und Haushaltswaren. Vom Verschwinden eines Groscherlgschäfts

Sie haben schier alles, was das Leben in Haus und Garten angenehmer macht. Dichtungen für die Kaffeemaschine, Ersatzklingen, die richtige Batterie, Schrauben, Muttern, Beilagscheiben - auch einzeln. Genauso wichtig: Es gibt Rat. Im Eisenhandel weiß man, wie Haken mit Dübeln befestigt werden, welcher Topf sich für welche Gerichte und welche Blumenerde für welche Pflanzen eignet.

Haushalts- und Eisenhandlungen, beide Warengruppen oft kombiniert, sind ein städtisches Phänomen - im ländlichen Bereich haben das Lagerhaus oder der Lebensmittelladen vorrätig, was in Haus und Hof gebraucht wird. Die Nahversorgung in der Stadt kommt einem neuen urbanen Lebensstil entgegen, beobachtet Karl Seiser, in vierter Generation Besitzer der Eisenhandlung Carl Göbbel (gegr. 1887) im Wiener Alsergrund. Viele haben kein Auto und wollen nicht für Wäscheständer, Blumenerde oder Fahrradflickzeug zum Baumarkt an den Stadtrand fahren.

Obwohl es ein "Groscherlgschäft" ist, mit großem Zeitaufwand für bescheidene Gewinne, lohnt es sich für Seiser auf andere Art. Er versteht sein Geschäft als soziale Aufgabe im Bezirk - seine Kinder jedoch werden es nicht weiterführen. Trotz (wieder) zeitgemäßem Geschäftsmodell scheinen die Tage der meisten Läden dieser Art gezählt, die Neuübernahme der traditionsreichen "Golden Kugel" auf der Wiedner Hauptstraße eine Ausnahme.

Dieser Tage schließt Rudolf Hareter in Wien-Landstraße, Eisenhändler seit 1966, nach 57 Jahren im Beruf sein Geschäft für immer. Die großflächige, selbstgebaute Regalwand mit winzigen Schubladen wird abmontiert, das verbliebene Sortiment abtransportiert. Eine Reportage aus einem verschwindenden Biotop.

Randnotizen: Bea Sommersguter
Moderation und Regie: Matthias Däuble

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