Ein poetisches Diarium

5. Juni 2024, 23:03

"Was Dichtern und Malern verwehrt ist: nach der Fertigstellung des jeweiligen Gedichtes oder Bildes in den Prozeß zurückgeraten, der den Augenblick vorgebildet hat, in welchem sie eines Tages nicht mehr an das rühren, was ihnen bestmöglich gelungen", notiert Julian Schutting am 21. September 2015 in seinem Tagebuch. Im August 2023 veröffentlichte der 86jährige Schriftsteller und Dichter "datierte Blätter 2011 - 2016", ein künstlerisches Diarium. "Auf vertrauten Umwegen" zeige den greisen Wiener Dichter einmal mehr als Genie der Wahrnehmung, schrieb Ronald Pohl im Standard: "Als echter Flaneur ist Julian Schutting vornehmlich daran interessiert, den Dingen und Lebewesen ihre Befähigung zur Verwandlung abzuschauen. Es ist eben doch so, wie Benjamin gemeint hat: Das Kontinuum von Geschichte wird aufgesprengt. Erst durch den sprachschöpferischen Blick des Poeten wird die Jetztzeit mit Vergangenheit gefüllt." Zwischen den poetischen Prosatexten finden sich Gedichte - über Kastanienbäume, hoch in den Lüften kreisende Bussarde, unbeschriebene Blätter, ein Porträt Hilde Spiels, milchig gebauchte Wolkenschwärme und über den Heimweg durch wohlvertraute nächtliche Gassen.
Es liest Burgschauspieler Markus Meyer.
Zu den Texten und Gedichten hören Sie Musik komponiert von Kurt Schwertsik.

Service

Julian Schutting, "Auf vertrauten Umwegen: Datierte Blätter 2011-2016", Otto Müller Verlag 2023
Julian Schutting: in der Sprache der Inseln. Gedichte. Hg. und mit einem Nachwort von Gerhard Zeillinger und einem Text von Gisela Steinlechner. Ablichtungen: Toni Kleinlercher. Neuhofen an der Ybbs, St. Veit 1: Zeuys Books 2023

Sendereihe

• Sound Art: Lyrik heute

Gestaltung

• Kurt Reissnegger

Übersicht

• Lesen mit Ö1