Ausstellungsansicht, Franz Kafka in Prag

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Gedanken für den Tag

Kafka - Max Brod

Manfred Müller, Literaturwissenschaftler und Präsident der Österreichischen Franz Kafka-Gesellschaft, über Kafkas letzte Tage

Franz Kafka war als Autor zu Lebzeiten unter seinesgleichen hochangesehen, aber kein Bestseller: Was er an Büchern veröffentlicht hatte, kam über die erste Auflage nie hinaus.

Dies änderte sich nach seinem Tod rasch. Max Brod, Kafkas bester Freund, größter Verehrer, aber auch Nachlassverwalter, begann schon bald, Kafkas Werk posthum herauszugeben. Er handelte dabei, vordergründig besehen, gegen Kafkas ausdrücklichen Wunsch. So hatte dieser in einem von zwei sogenannten "Testamenten", gefalteten Zetteln, die er in seinem Schreibtisch verwahrte, geschrieben:

"Von allem, was ich geschrieben habe, gelten nur die Bücher: Urteil, Heizer, Verwandlung, Strafkolonie, Landarzt und die Erzählung: Hungerkünstler. (...) Dagegen ist alles, was sonst an Geschriebenem von mir vorliegt (...) ausnahmslos am liebsten ungelesen (...) zu verbrennen und dies möglichst bald zu tun bitte ich Dich. Franz"

Max Brods fester Entschluss, diesen letzten Willen zu umgehen, war Kafka bekannt: Unmissverständlich hatte ihm Brod versichert, dass er niemals etwas von seinen Schriften vernichten würde. Dass Kafka den Freund dennoch mit dieser Aufgabe betraute, wurde für Brod zu einer lebenslangen Last.

Von Brods Überzeugung, das Richtige zu tun, zeugt, dass Kafkas sogenannte Testamente die allerersten Texte Kafkas waren, die Brod nach dessen Tod veröffentlichte. Viele gaben ihm recht, wie Walter Benjamin, der betonte, erst die Veröffentlichung der Texte sei "echte Treue gegen Kafka" gewesen. Dies gilt wohl umso mehr, als Brod vertraglich darauf verzichtete, einen finanziellen Gewinn aus Kafkas Werken zu lukrieren - alle Einnahmen aus Kafkas schriftstellerischem Werk sollten dessen Familie zukommen.

Service

Steffen Höhne, Anna-Dorothea Ludewig, Julius H. Schoeps, "Max Brod. Die Erfindung des Prager Kreises", Verlag Böhlau 2024
Oliver Jahraus, "Franz Kafka. Wissenswertes über Leben und Werk des großen Literaten", Verlag Reclam 2023
Rainer Stach (Hg.), "Franz Kafka: Der Process", kommentierte Ausgabe, Verlag Wallstein

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Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Philip Glass geb.1937
Urheber/Urheberin: Philip GLASS 31.1.1937 Baltimore, Maryland
Album: PHILIP GLASS: DANCEPIECES
* Dance 1 (00:01:10)
Titel: In the upper room - Choreographie von Twyla Tharp
Orchester: Instrumentalensemble
Leitung: Michael Riesman
Ausführender/Ausführende: Dora Ohrenstein
Länge: 01:10 min
Label: CBS MK 39539

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