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Gedanken für den Tag
Kafka - Verwandlungen
Manfred Müller, Literaturwissenschaftler und Präsident der Österreichischen Franz Kafka-Gesellschaft, über Kafkas letzte Tage
8. Juni 2024, 06:57
100 Jahre nach Franz Kafkas Tod ist seine Literatur weltweit verbreitet wie die kaum eines anderen Autors. In zahllose Sprachen übersetzt, wird sie seit ihrer Entstehung als gegenwärtig gelesen.
Kafka selbst betonte, es gehe ihm um "die Darstellung meines traumhaften inneren Lebens": "Nichts anderes", schrieb er, "kann mich jemals zufriedenstellen." Eine Traumlogik, entstanden in exzessiver Selbstbeobachtung, prägt viele seiner Texte. Indem Kafka ihr die Logik der "realen" Welt gegenüberstellt, erzeugt er unauflösbare Konflikte, an denen die Protagonisten scheitern müssen.
Zwischen den Ebenen des Traums und der Realität spielen sich zahlreiche "Verwandlungen" ab, etwa jene Gregor Samsas in ein "ungeheures Ungeziefer", oder jene, die dazu führt, dass Josef K. eines Morgens verhaftet wird, "ohne dass er etwas Böses getan hätte." Nicht zufällig passiert derlei im Roman in der Früh, wenn man noch im Bett liegt. In einer später gestrichenen Stelle in "Der Prozess" schrieb Kafka, es sei "sonderbar", dass man, "wenn man fru?h aufwacht, wenigstens im Allgemeinen alles unverru?ckt an der gleichen Stelle findet, wie es am Abend gewesen ist." Darum sei "der Augenblick des Erwachens der riskanteste Augenblick im Tag; sei er einmal u?berstanden, ohne dass man irgendwohin von seinem Platze fortgezogen wurde, so könne man den ganzen Tag u?ber getrost sein."
Anders gesagt: Die eigentliche Verwandlung ist eine aus dem Traum heraus in die Außenwelt, die uns jeden Tag umgibt. Wenn sie einmal ausbleibt, wird es gefährlich. Und davon schreibt Kafka, vom Unheimlichen im Alltäglichen, vom Unfassbaren im allzu Gewohnten. Ein Jubiläumsjahr ist ein wunderbarer Anlass, seine Texte neu zu lesen.
Service
Steffen Höhne, Anna-Dorothea Ludewig, Julius H. Schoeps, "Max Brod. Die Erfindung des Prager Kreises", Verlag Böhlau 2024
Oliver Jahraus, "Franz Kafka. Wissenswertes über Leben und Werk des großen Literaten", Verlag Reclam 2023
Rainer Stach (Hg.), "Franz Kafka: Der Process", kommentierte Ausgabe, Verlag Wallstein
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Sendereihe
Gestaltung
Übersicht
Playlist
Komponist/Komponistin: Philip Glass geb.1937
Urheber/Urheberin: Philip GLASS 31.1.1937 Baltimore, Maryland
Album: PHILIP GLASS: DANCEPIECES
* Dance 2 (00:05:42)
Titel: In the upper room - Choreographie von Twyla Tharp
Orchester: Instrumentalensemble
Leitung: Michael Riesman
Ausführender/Ausführende: Dora Ohrenstein
Länge: 05:42 min
Label: CBS MK 39539