Fußballspieler mit Ball

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Punkt eins

Wie viel Sport ist noch im Fußball?

Die Kommerzialisierung der beliebtesten Sportart der Welt. Gäste: Dr. Dr. Paul Tarmann, Institut für Philosophie, Universität Wien, Kirchliche Pädagogische Hochschule Wien / Krems, Institut für Sport und Bewegungswissenschaft & Univ.-Prof. Dr. Thomas Gremsl, Institut für Ethik und Gesellschaftslehre, Universität Graz. Moderation: Alexander Musik. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

"Fußball ist mit über 4 Milliarden Fans nicht nur die beliebteste Sportart der Welt, sondern auch eine Art gesellschaftlicher Schmelztiegel", schreibt der Sport- und Medienethiker Thomas Gremsl in seinem Aufsatz "Zwischen Ethos und Profit": "Einem Brennglas gleichend, offeriert er im Kleinen den Blick aufs Gesellschaftsganze".

"United by football - Vereint im Herzen Europas" ist denn auch das völkerverbindende Motto, mit dem der europäische Fußballverband UEFA an den Start geht, wenn am Freitag dieser Woche in Deutschland die Euro 2024 beginnt.

83, 7 Mio. Euro hat die Stadt Berlin - die Hauptstadt ist einer von zehn Spielorten - für die Austragung der EM bereitgestellt; allein die Produktion der beiden Fanmeilen kostet die finanziell klamme Stadt rund 24 Mio. Euro.

Geld spielt im Kontext des (Profi-)-Fußballs längst eine Hauptrolle, so Thomas Gremsl: Allein der europäische Fußballmarkt habe in der Saison 2019 /20 (.) einen Gesamtumsatz in Höhe von 25,2 Milliarden Euro erzielt. Alle wollen von diesem opulenten Kuchen, der erst durch den so genannten Sport-Medien-Komplex derart anwachsen konnte, ein möglichst großes Stück abhaben: Es geht um Lizenzen für Übertragungsrechte, die der öffentlich-rechtliche Rundfunk sich schon kaum mehr leisten mag (der ORF überträgt nur 20 der 51 Spiele), um riesige Werbebudgets, um immense Werbeeinnahmen, um Personalisierung und Emotionalisierung von Top-Spielern und einzelner Spielszenen und natürlich um die möglichst aufwändige Inszenierung des Spiels überhaupt - inklusive verpflichtende Kurz-Interviews schweißnasser Athleten gleich nach dem Abpfiff.

Damit nicht genug, hat auch die Digitalisierung im Fußball Einzug gehalten: Der Video Assistant Referee (VAR) soll im Zweifel entscheiden, was Schieds- und Linienrichter vielleicht nicht genau gesehen haben. Aber schließlich sind auch Fouls Teil der Inszenierung und werden per Super slow motion so lange wiederholt, wie das Spiel unterbrochen ist.

Das Fass zum Überlaufen hätte fast die Einführung der "Super League" gebracht, ein Vorstoß von zwölf der bekanntesten Fußballvereine weltweit, deren Managern die Vermarktung durch die UEFA nicht weit genug ging. Zusätzliche Spiele - nur die besten gegen die besten - hätten weiteres Geld in die Vereinskassen spülen sollen. Doch die Fußballwelt rebellierte, und die Initiatoren, darunter Clubs wie Manchester United und der FC Barcelona, zogen die "Super League" erst einmal zurück.

Wo bleibt bei all dem der Sport selbst? Wo das Verbindende, das sich die UEFA doch auf die Fahnen schreibt?

Der Philosoph Paul Tarmann tritt einen Schritt zurück und fragt, was unter dem Begriff Sport überhaupt verstanden werden soll: "Handelt es sich hierbei um moderne, gesellschaftlich akzeptierte "Restbarberei" (Th. Veblen), um "sozial zulässige Gewalt" (N. Elias) oder aber um einen wesentlichen Beitrag zur "Zivilisierung" (V. Caysa) und zur "ganzheitlichen Bildung des Menschen" (H. Groll)? Findet der Sport in einer in sich abgeschlossenen "Eigenwelt" (C. Pawlenka) statt oder sollte man ihn nicht vielmehr als "Spiegel der Gesellschaft" (B. Maier) verstehen?

Alexander Musik spricht mit dem Philosophen Dr. Paul Tarmann vom Institut für Philosophie der Universität Wien und Prof. Dr. Thomas Gremsl vom Institut für Ethik und Gesellschaftslehre an der Universität Graz und wie immer sind Sie eingeladen, sich an der Sendung zu beteiligen. Kostenlos aus ganz Österreich können Sie uns unter 0800 22 69 79 erreichen; oder Sie schreiben uns ein Mail an punkteins(at)orf.at:

Was unterscheidet für Sie ein Besuch im Fußballstadion vom Public Viewing oder dem TV-Konsum in den eigenen vier Wänden? Hat der Profi-Fußball seine Seele längst verloren? Oder betrachten Sie Kommerz und Spieler-Transfers mit aberwitzig hohen Ablösesummen einfach "sportlich" - als kleinen Teil der großen Comédie humaine?

Sendereihe

Gestaltung

  • Alexander Musik

Playlist

Komponist/Komponistin: New Order
Komponist/Komponistin: Keith Allen
Album: SINGLES / NEW ORDER
Titel: World in motion
Ausführende: New Order /Gesang m.Begl.
Länge: 04:32 min
Label: London Records/Warner Music 2564626902 (2 CD)

Komponist/Komponistin: Everclear
Titel: Volvo Driving Soccer Mom
Ausführende: Everclear
Länge: 03:16 min
Label: EMI

Komponist/Komponistin: Devonté Hynes
Titel: Soccer Field
Ausführende: Devonté Hynes
Länge: 01:32 min
Label: Domino Records

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