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Radiokolleg
Was ist Kolonialismus? (1)
Besiedeln, beherrschen und befreien
24. Juni 2024, 09:05
Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war der Begriff Kolonialismus positiv besetzt. Die europäischen Staaten, die ihn betrieben, rechtfertigten ihn damit, dass er die rückständigen Regionen der Welt am Fortschritt teilhaben lasse. Heute ist er verpönt - doch das Erbe der Kolonialzeit wirkt nach und Kolonialismus zeigt sich in neuen Formen.
An den Universitäten dominiert der "post-koloniale" Diskurs und bei aktuellen Konflikten wie dem in Gaza wird der Vorwurf des "Siedlerkolonialismus" erhoben - das Thema Kolonialismus ist zurück auf der Tagesordnung. Die Wissenschaft tut sich bei der Definition des Begriffes nicht leicht, denn die Grenzen zum Imperialismus und zur rein wirtschaftlichen Ausbeutung natürlicher Rohstoffe sind fließend. Es gibt auch verschiedenen Formen der Kolonisierung, beginnend mit der Migration Einzelner oder großer Gruppen über die Beherrschungskolonisation durch militärisch überlegene Mächte bis hin zur Grenz- und Siedlungskolonisation, wie man sie vor allem von den Vereinigten Staaten her kennt. Und auch die Natur selbst kennt das Phänomen der Koloniebildung - allen voran bei Bakterien, aber auch bei Tieren wie Bibern oder Pinguinen.
Service
Radiokolleg-Podcast
Reinhard Wendt: "Vom Kolonialismus zur Globalisierung: Europa und die Welt seit 1500", UTB Verlag, Stuttgart
Jan C. Jansen & Jürgen Osterhammel: "Kolonialismus: Geschichte, Formen, Folgen", C.H.Beck, München
Martin Mauersberg: "Die 'griechische Kolonisation': Ihr Bild in der Antike und der modernen altertumswissenschaftlichen Forschung", Transcript Verlag, Bielefeld
Clemens Ruthner: "Habsburgs 'Dark Continent': Postkoloniale Lektüren zur österreichischen Literatur und Kultur im langen 19. Jahrhundert", Narr Francke Attempto Verlag, Tübingen
Adam Shatz: "The Rebel's Clinic: The Revolutionary Lives of Frantz Fanon", Apollo Publishers, New York
Frantz Fanon: "Die Verdammten dieser Erde", Suhrkamp Verlag, Berlin
Frantz Fanon: "Schwarze Haut, weiße Masken", Turia + Kant, Wien
Aimé Césaire: "Über den Kolonialismus", Alexander Verlag, Berlin
Aníbal Quijano: "Kolonialität der Macht, Eurozentrismus und Lateinamerika", Verlag Turia + Kant, Wien
Ulises A. Mejias, Nick Couldry: "Datenraub - Der neue Kolonialismus von Big Tech und wie wir uns dagegen wehren können", S. Fischer Verlag, Berlin
Stefan Rabitsch: "Star Trek and the British Age of Sail: The Maritime Influence Throughout the Series and Films", McFarland & Co Inc, Jefferson/North Carolina
David Higgins: "Reverse Colonization - Science Fiction, Imperial Fantasy, and Alt-victimhood", University Of Iowa Press, Iowa City
Julian Warner (Hrsg.): "After Europe - Beiträge zur dekolonialen Kritik", Verbrecher Verlag, Berlin
Dipesh Chakrabarty: "Europa als Provinz - Perspektiven postkolonialer Geschichtsschreibung", Campus Verlag, Frankfurt/Main
Gayatri Chakravorty Spivak: "Can the Subaltern Speak? Postkolonialität und subalterne Artikulation", Turia + Kant, Wien
Edward W. Said: "Orientalismus", S. Fischer Verlag, Berlin
Ibn Warraq: "Defending the West: A Critique of Edward Said's Orientalism", Prometheus Books, Buffalo/New York
Nigel Biggar: "Colonialism - A Moral Reckoning", William Collins, Glasgow
Bruce Gilley: "The Case for Colonialism", New English Review Press, London
Siegfried Kohlhammer: "Auf Kosten der Dritten Welt?", Manuscriptum Verlagsbuchhandlung, Lüdinghausen
Heinrich Loth: "Afrika - Ein Zentrum der alten Welt", Akademie Verlag, Berlin
Ingo Elbe: "Antisemitismus und postkoloniale Theorie: Der 'progressive' Angriff auf Israel, Judentum und Holocausterinnerung", Edition Tiamat, Berlin
Onur Erdur: "Schule des Südens: Die kolonialen Wurzeln der französischen Theorie", Matthes & Seitz, Berlin
Adom Getachew: "Die Welt nach den Imperien: Aufstieg und Niedergang der postkolonialen Selbstbestimmung", Suhrkamp Verlag, Berlin
Sendereihe
Gestaltung
- Richard Brem