Britische, gehobene Gesellschaft in Nassau auf den Bahamas, 1934

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Radiokolleg

Was ist Kolonialismus? (1)

Besiedeln, beherrschen und befreien

Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war der Begriff Kolonialismus positiv besetzt. Die europäischen Staaten, die ihn betrieben, rechtfertigten ihn damit, dass er die rückständigen Regionen der Welt am Fortschritt teilhaben lasse. Heute ist er verpönt - doch das Erbe der Kolonialzeit wirkt nach und Kolonialismus zeigt sich in neuen Formen.

An den Universitäten dominiert der "post-koloniale" Diskurs und bei aktuellen Konflikten wie dem in Gaza wird der Vorwurf des "Siedlerkolonialismus" erhoben - das Thema Kolonialismus ist zurück auf der Tagesordnung. Die Wissenschaft tut sich bei der Definition des Begriffes nicht leicht, denn die Grenzen zum Imperialismus und zur rein wirtschaftlichen Ausbeutung natürlicher Rohstoffe sind fließend. Es gibt auch verschiedenen Formen der Kolonisierung, beginnend mit der Migration Einzelner oder großer Gruppen über die Beherrschungskolonisation durch militärisch überlegene Mächte bis hin zur Grenz- und Siedlungskolonisation, wie man sie vor allem von den Vereinigten Staaten her kennt. Und auch die Natur selbst kennt das Phänomen der Koloniebildung - allen voran bei Bakterien, aber auch bei Tieren wie Bibern oder Pinguinen.

Service

Radiokolleg-Podcast

Reinhard Wendt: "Vom Kolonialismus zur Globalisierung: Europa und die Welt seit 1500", UTB Verlag, Stuttgart

Jan C. Jansen & Jürgen Osterhammel: "Kolonialismus: Geschichte, Formen, Folgen", C.H.Beck, München

Martin Mauersberg: "Die 'griechische Kolonisation': Ihr Bild in der Antike und der modernen altertumswissenschaftlichen Forschung", Transcript Verlag, Bielefeld

Clemens Ruthner: "Habsburgs 'Dark Continent': Postkoloniale Lektüren zur österreichischen Literatur und Kultur im langen 19. Jahrhundert", Narr Francke Attempto Verlag, Tübingen

Adam Shatz: "The Rebel's Clinic: The Revolutionary Lives of Frantz Fanon", Apollo Publishers, New York

Frantz Fanon: "Die Verdammten dieser Erde", Suhrkamp Verlag, Berlin

Frantz Fanon: "Schwarze Haut, weiße Masken", Turia + Kant, Wien

Aimé Césaire: "Über den Kolonialismus", Alexander Verlag, Berlin

Aníbal Quijano: "Kolonialität der Macht, Eurozentrismus und Lateinamerika", Verlag Turia + Kant, Wien

Ulises A. Mejias, Nick Couldry: "Datenraub - Der neue Kolonialismus von Big Tech und wie wir uns dagegen wehren können", S. Fischer Verlag, Berlin

Stefan Rabitsch: "Star Trek and the British Age of Sail: The Maritime Influence Throughout the Series and Films", McFarland & Co Inc, Jefferson/North Carolina

David Higgins: "Reverse Colonization - Science Fiction, Imperial Fantasy, and Alt-victimhood", University Of Iowa Press, Iowa City

Julian Warner (Hrsg.): "After Europe - Beiträge zur dekolonialen Kritik", Verbrecher Verlag, Berlin

Dipesh Chakrabarty: "Europa als Provinz - Perspektiven postkolonialer Geschichtsschreibung", Campus Verlag, Frankfurt/Main

Gayatri Chakravorty Spivak: "Can the Subaltern Speak? Postkolonialität und subalterne Artikulation", Turia + Kant, Wien

Edward W. Said: "Orientalismus", S. Fischer Verlag, Berlin

Ibn Warraq: "Defending the West: A Critique of Edward Said's Orientalism", Prometheus Books, Buffalo/New York

Nigel Biggar: "Colonialism - A Moral Reckoning", William Collins, Glasgow

Bruce Gilley: "The Case for Colonialism", New English Review Press, London

Siegfried Kohlhammer: "Auf Kosten der Dritten Welt?", Manuscriptum Verlagsbuchhandlung, Lüdinghausen

Heinrich Loth: "Afrika - Ein Zentrum der alten Welt", Akademie Verlag, Berlin

Ingo Elbe: "Antisemitismus und postkoloniale Theorie: Der 'progressive' Angriff auf Israel, Judentum und Holocausterinnerung", Edition Tiamat, Berlin

Onur Erdur: "Schule des Südens: Die kolonialen Wurzeln der französischen Theorie", Matthes & Seitz, Berlin

Adom Getachew: "Die Welt nach den Imperien: Aufstieg und Niedergang der postkolonialen Selbstbestimmung", Suhrkamp Verlag, Berlin

Sendereihe

Gestaltung

  • Richard Brem