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Große Stoffe, frisch angepackt: das Musiktheater von Darius Milhaud

Paul Claudel, Franz Werfel und das Antike: Inspiration für die 1920er Jahre und darüber hinaus.

Die Provence, aus der er stammte, ging für ihn "von Konstantinopel bis Rio de Janeiro". Dort, und in den Pariser Music Halls der 1920er Jahre, holte sich Darius Milhaud seine romantischen Bombast a priori ausschließenden Stil-Inspirationen. Als Schüler von Charles Koechlin war ihm die Anti-Establishment-Haltung Gesetz, die Atonalität hingegen fremd. Heraus kam ein als handwerklich verstandenes Komponieren, von Elastizität, Durchsichtigkeit, rhythmischer Gespanntheit, Beredsamkeit, im Idealfall auch Schmiss. Milhauds erste Prägezeit waren die Jahre als jugendlicher Sekretär des dichtenden Diplomaten Paul Claudel in Südamerika - Milhauds musiktheatralisches Pionierwerk der 1920er, alle Genres bis zum Film integrierend, "Christophe Colomb", geht auf Claudel zurück. (Ein anderer aus der "Groupe des Six", Arthur Honegger, baute seine "Jeanne d' Arc" auf Claudel auf, Walter Braunfels sollte aus einer Claudel-Vorlage die katholische Entrücktheit seiner "Verkündigung" destillieren.)

Den "enfant-terrible"-Status viel rascher gegen Seriosität eintauschend als Francis Poulenc, warf sich Milhaud auf die antike "Orestie" und machte aus Franz Werfels Drama "Juarez und Maximilian" (österreichisch-habsburgische Geschichte!) sein Hör-Drama "Maximilien". (Kurt Weill griff für "The Eternal Road" / "Der Weg der Verheissung" ebenfalls zu Werfel und erinnert uns an die vielen Kompositionen auf jüdische Stoffe aus Milhauds Feder). Mehr als 440 Opus-Zahlen eines oeuvres in alle erdenklichen Richtungen hatten sich erfüllt, als Darius Milhaud, der Matador der mediterranen "Clarté", vor 50 Jahren starb.

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