Zwischenruf

Zum Wohle aller Lebewesen

von P. Franz Helm, Steyler Missionar, katholischer Priester und engagiert in der Umweltbewegung "Religions for Future"

Ich habe den traditionellen katholischen Wettersegen umgeschrieben. Dieser altehrwürdige Text lautet:

Gott, der allmächtige Vater,
segne euch und schenke euch gedeihliches Wetter;
er halte Blitz, Hagel und jedes Unheil von euch fern.
Er segne die Felder, die Gärten und den Wald und schenke euch die Früchte der Erde.
Er begleite eure Arbeit, damit ihr in Dankbarkeit und Freude gebraucht, was durch die Kräfte der Natur und die Mühe des Menschen gewachsen ist.

In Zeiten der zunehmenden Klimakrise kam mir dieser Text fast wie eine Gotteslästerung vor. Die Menschheit verursacht immer mehr Treibhausgase, so dass Starkregen oder lange Dürreperioden zunehmen und das Leben bedrohen. Da blieb mir der Wettersegen in der Kehle stecken. Ich habe den zweiten Teil neu formuliert:

Er begleite eure Arbeit, damit ihr verantwortungsvoll die Erde kultiviert,
zum Wohl aller Menschen, aller Lebewesen und aller Ökosysteme.
Er gebe euch Entschiedenheit und Mut,
damit ihr aufsteht gegen die Klimakrise und einsteht
für einen ökosozialen Wandel zur Bewahrung der Schöpfung.

Die Klimakrise befeuern und zugleich Gott um sein wundersames Eingreifen bitten, das finde ich absurd. So gesehen ist Veränderung notwendig, bei Gebetstexten genauso wie bei unserm Lebensstil, unseren Gesetzen, unserer Politik und Wirtschaft.
Ich habe manches in meinem Leben verändert: Wenn möglich fahre ich mit dem Rad oder mit den Öffis statt mit dem Auto. Ich merke, wie mir die Bewegung guttut, wie ich dann energiegeladen bin. Auch für weite Reisen, zum Beispiel nach Rom, nehme ich die Bahn. Es ist bereichernd, in Venedig einen Zwischenhalt einzulegen, die Beine zu vertreten und die Stadt zu genießen.

In unserer Gemeinschaft im Missionshaus St. Gabriel essen wir mittlerweile weniger Fleisch. Es war nicht leicht, sich darauf zu einigen. Aber nun leben wir gesünder, es tut uns gut. Zusammen mit anderen setze ich mich auch dafür ein, dass die Politik entschiedenere Maßnahmen gegen die Erderhitzung setzt, erneuerbare Energiequellen fördert oder wenige Bodenversiegelung zulässt. Auf der besetzten Baustelle der Stadtstraße haben wir eine multireligiöse Feier gestaltet. Und so Kraft getankt. Unvergesslich ist es für mich, wie stark die Worte aus der Umweltenzyklika "Laudato Si" von Papst Franziskus dort geklungen haben: "Die Erde, unsere Mutter, leidet Gewalt durch das, was ihr angetan wird." Und um uns herum waren niedergewalzte, früher fruchtbare Felder…

Ich möchte den mir möglichen Beitrag leisten, damit zukünftige Generationen gut und glücklich auf unserem Planeten leben können. Dankbar bin ich für die vielen Menschen, vor allem junge, die sich gemeinsam mit mir engagieren. Und für die Lebensqualität, die ich durch die Veränderung meines Lebensstils gewinne. Ein gutes Leben für alle Geschöpfe Gottes ist ein Ziel, für das sich der Einsatz lohnt, davon bin ich überzeugt.

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Klaus Trabitsch
Album: WINTERMUSIK
Titel: König Winter/instr.
Solist/Solistin: Klaus Trabitsch /Gitarre
Länge: 01:21 min
Label: Hoanzl 71233402

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