Muschel am Strand

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Punkt eins

Erholungsforschung: Wie Regeneration gelingt

Gäste: Ao. Univ.-Prof. Dr. Gerhard Blasche, Klinischer Psychologe und Gesundheitspsychologe, Professor am Zentrum für Public Health der MedUni Wien & Dr. Claudia Traunmüller, Karl-Franzens Universität Graz, Institut für Psychologie / Gesundheitspsychologie. Moderation: Barbara Zeithammer. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Abschalten, die Akkus aufladen, aus dem Hamsterrad aussteigen, weit weg sein wollen - und nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub? So banal die Frage wirken mag, so komplex ist sie in Wirklichkeit: Was ist Erholung? Passiert sie automatisch? Sind drei Wochen besser als ein Kurztrip? Und wann fühlen wir uns erholt, wann gelingt Regeneration?

Jede Tätigkeit ermüdet, je länger und fordernder, desto stärker und wenn Ermüdung nicht durch Erholung abgebaut werden kann, summiert sie sich - mit gesundheitsschädlichen Folgen: Fehlende Erholung gilt als eine der Ursachen für eine Reihe psychischer und körperlicher Erkrankungen. Doch nicht nur das: Bei den Diskussionen um 12-Stunden-Arbeitstage, längere Wochenarbeitszeiten und eine 6-Tage-Arbeitswoche, All-in-Verträge und angesichts der realen Personalknappheit gerade in der Urlaubszeit, wird häufig übersehen, dass auch die Fehleranfälligkeit und das Unfallrisiko steigen. Und Erholung nicht "auf Vorrat" gesammelt werden kann.

In repräsentativen Umfragen klagt jede und jeder Dritte über Personalmangel, Druck und gestiegene Anforderungen und das Gefühl, ausgelaugt zu sein. Erholung war nie so wichtig wie heute, meint Dr. Gerhard Blasche, Psychologe und Professor am Zentrum für Public Health der MedUni Wien, der sich seit über 20 Jahren mit Arbeit, Ermüdung und Erholung beschäftigt und sich um mehr Stellenwert der Erholungs - und Pausenkultur bemüht. Gerade in der Urlaubszeit übersehen wir leicht, dass es tägliche Erholungsressourcen gibt und braucht. Und Urlaub nicht zwangsläufig Erholung bedeutet.

"Wovon sprechen wir, wenn von Erholung die Rede ist? Der Begriff ist sehr global und zugleich individuell", sagt Dr. Claudia Traunmüller vom Institut für Psychologie der Karl-Franzens Universität Graz: "Erholung ist meist das Gegenteil von dem, was ich getan habe." Das lässt sich durchaus mit dem Sport vergleichen: verschiedene Arten von Anstrengung und Ermüdung brauchen entsprechend angepasste Formen von Erholung und: "Vieles spielt sich im Kopf ab - und da geht es auch um die Frage von Leistungsbereitschaft. Unser Körper ist auch dafür ausgelegt, in die Extreme zu gehen."

Die Erholungsforschung begreift Erholung als eine geplante Handlung und beschäftigt sich damit, wie Regeneration gelingt und wie man sie optimieren kann - und das keineswegs nur mit dem Fokus auf die Wiederherstellung der Erwerbs-Arbeitsfähigkeit sondern auch mit Blick auf die sozialen Grundlagen von Beanspruchung bis Erschöpfung und den gesundheits- wie wirtschaftspolitischen Aspekten: sei es die Prävention, die Bewusstseinsbildung, die Pausenkultur in Unternehmen oder die Frage, wem in unserer Gesellschaft eigentlich Erholung "zugestanden" wird.

Claudia Traunmüller und Gerhard Blasche fassen als Gäste bei Barbara Zeithammer den Stand der Erholungsforschung zusammen, haben praktische Tipps parat und freuen sich ebenso wie die Redaktion auf Ihre Fragen zum Thema:

Was ist für Sie Erholung? Kommen Sie gut erholt aus dem Urlaub? Wie planen Sie Ihre tägliche Dosis Freizeit und Freiheit angesichts familiärer Verpflichtungen? Was macht Ihre Erholung zunichte und wie müsste Ihr Arbeitsumfeld, Ihre Arbeitskultur gestaltet sein, um Erholung zwischendurch zu ermöglichen oder zu fördern? Welchen Stellenwert hat Regeneration in Ihrem Berufsleben oder in Ihrem Freundeskreis? Und welche gesundheits-, gesellschafts- oder wirtschaftspolitischen Ansätze würden Ihnen eine bessere Regeneration ermöglichen?

Diskutieren Sie mit, kostenlos aus ganz Österreich unter 0800 22 69 79 erreichen live während der Sendung oder Sie schreiben uns ein Mail an punkteins(at)orf.at

Service

Buch:
Gerhard Blasche: Erholung 4.0 Warum sie wichtiger ist denn je. Maudrich Verlag, 2020

Sendereihe

Gestaltung

  • Barbara Zeithammer