Ein verschwommener Wald

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Im Fokus - Religion und Ethik

Ein Denker des Ursprungs

Unter anderem mit diesem Thema im Fokus: Porträt des Philosophen Augustinus Karl Wucherer-Huldenfeld anlässlich seines 95. Geburtstags

Ein Medienstar zu werden, der öffentlichkeitswirksam Philosophie-Belletristik unters Volk bringt, das wäre ihm ein Gräuel. Öffentliche Anerkennung bedeutet ihm wenig, lebendiges Denken dafür umso mehr. Still und bescheiden hat der in Wien lehrende christliche Philosoph Augustinus Karl Wucherer-Huldenfeld eine ganze Denkschule geprägt. Die dramatischen Lebenserfahrungen der Nazi-Zeit, samt ideologischer Entzweiung seiner Eltern, führten ihn schon früh zu einem lebensnahen existenziellen Denken. Schon als Jugendlicher riskiert der 1929 in Gleinstetten in der Steiermark geborene Karl Wucherer-Huldenfeld Leib und Leben im aktiven Widerstand gegen das NS-Regime und seine menschenverachtende Ideologie, übrigens zusammen mit seinem Jugendfreund und späteren Dirigenten Nikolaus Harnoncourt.

Philosophie ist für Wucherer-Huldenfeld nicht spekulative Theorie, sondern entspringt und dient der Lebenspraxis. Er studierte zunächst Philosophie, Anthropologie, Zoologie und Psychologie. Anfang der Fünfziger Jahre wird er Mitglied im Arbeitskreis für Psychoanalyse, bei der er Vorträge über die geistigen Grundlagen Sigmund Freuds hält. Daneben studierte er Theologie und trat als Spätberufener in den Prämonstratenserorden in Stift Geras ein, wo er den Ordensnamen Augustinus annahm. Bald machte er sich einen Namen als Experte für Sigmund Freud, Karl Marx und Martin Heidegger. Sein Interesse gilt besonders dem Phänomen des modernen Atheismus und der alltäglichen Religionslosigkeit. Von 1974 bis 1997 war er Professor für Christliche Philosophie und Mystik. Seine lebendige Lehre und seine Bücher beeinflussten nachhaltig wirkend eine ganze Generation von Philosophen, Theologinnen, Psychotherapeuten und Medizinerinnen. Selbst im Alter von 95 Jahren forscht und schreibt er täglich an seinem vielbändigen Monumentalwerk das sich der Philosophie und Theologie im Umbruch widmet. Und jeden Samstagabend feiert er in der Wiener Pfarre St. Joseph zu Margareten den Vorabend-Sonntagsgottesdienst. Johannes Kaup zeichnet ein Porträt seines Denkens. - Gestaltung: Johannes Kaup

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