Roas leuchtende Teilchen

APA/PATRICK SEEGER

Punkt eins

Die "wichtigsten Organismen der Welt"

Das unterschätzte Plankton und seine Bedeutung für das Leben auf der Erde.
Gast: Dr. Alexandra Kerbl, Biologin, Postdoc, Universität Heidelberg. Moderation: Barbara Zeithammer. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Als Seeschleim, Rote Flut, Meeresschnee und giftige Algenblüte sorgt Phytoplankton regelmäßig für negative Schlagzeilen, wenn es den Tourismus an der Adria gefährdet, Tausende Fische oder Seelöwen tötet, Gewässer kippen lässt oder Meeresregionen in Todeszonen verwandelt. Doch aus gänzlich anderen Gründen sind gerade die einzelligen Algen in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus der Forschung gerückt: sie gelten als "most important organisms" - die "wichtigsten Organismen der Welt".

Von der Portugiesischen Galeere, einer Qualle mit über 20 Meter Länge, über den bekannten Krill (etwa 80 verschiedene Arten) bis zu Fisch- und Muschellarven, Würmern und Pflanzen: die Vielfalt der Arten, die wir Plankton - Umherirrend, Herumgetrieben - nennen, ist enorm und seine Bedeutung längst nicht restlos erforscht.

Das pflanzliche Plankton ist die Basis allen Lebens im Wasser, das erste Glied der Nahrungskette. Außerdem produzieren die kleinen Algen bis zu 80 % des Sauerstoffs der Erdatmosphäre. Wenn Plankton abstirbt und wie Schnee auf den Grund sinkt, transportiert es Kohlenstoff in die Tiefe, wo er gespeichert wird - der Meeresschnee ist Teil der so genannten biologischen Kohlenstoffpumpe des Ozeans. Vor wenigen Tagen erschien eine Studie, die zeigt, dass eine Alge eine bestimmte chemische Verbindung produziert (Dimethylsulfoniopropionat), die zur Kühlung des Planeten beiträgt.

Die Klimaveränderungen und die menschlichen Eingriffe in Gewässer (Überdüngung) verändern auch das Plankton stark: Einerseits nehmen schädliche und mitunter toxische Algenblüten und Phänomene wie Meeresschleim zu, mit unter Umständen drastischen Folgen für ganze Ökosysteme; auch heimische Gewässer müssen immer wieder gesperrt werden. Wird die Biomasse von Bakterien abgebaut, wird dem Wasser Sauerstoff entzogen und Todeszonen entstehen. Sie wachsen exponentiell. Andererseits verschieben sich die Lebensrhythmen und damit die Nahrungsgrundlagen in den Ozeanen, das pflanzliche Plankton blüht, ehe das Zooplankton da ist; die Nahrungskette gerät durcheinander.

Die Biologin Alexandra Kerbl hat an Universitäten in Wien, Hamburg, Kopenhagen und Exeter geforscht und ist jetzt Teil der Arbeitsgruppe von Prof. Gaspar Jékely an der Uni Heidelberg. Als Gast bei Barbara Zeithammer in Punkt eins gibt sie Einblicke in die faszinierende Welt des Planktons, seine Erforschung und Bedeutung für das Leben auf der Erde.

Warum man in einigen Monaten keine Muscheln essen sollte, wieso Algen toxisch werden können, Quallenplagen sich häufen und Algenteppiche gefährlich sind, was Plastik-Plankton ist, was die Forscherin von einer Wurmlarve über das menschliche Nervensystem lernen möchte und ob Plankton genauso geschützt werden müsste, wie Wälder und andere Biotope - das und mehr erfahren Sie in dieser Ausgabe von Punkt eins.

Stellen Sie Ihre Fragen! Die Redaktion freut sich über Ihre Beiträge zur Diskussion, telefonisch während der Sendung unter 0800 22 69 79 oder per E-Mail an punkteins(at)orf.at

Sendereihe

Gestaltung

  • Barbara Zeithammer

Übersicht

Playlist

Untertitel: Daiki Tsuneta
Titel: Plankton
Ausführende: THE MILLENNIUM PARADE
Label: DongTonk rec

Untertitel: Stuart Staples, Alistair McAuley, Dickon Hinchliffe, David Leonard Boulter, Neil Fraser & Mark Anthony Stephen Colwill
Titel: Seaweed
Ausführende: Tindersticks
Label: Universal

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