Gedanken

Erwin Wurm zum 70er

"Eingeschränkter Handlungsspielraum" - Der Bildhauer Erwin Wurm über die Grenzen des freien Willens im Leben und in der Kunst.

Gequetschte Häuser, fette Autos und One Minute Sculptures haben Erwin Wurm - Jahrgang 1954 - zu einem der bekanntesten und erfolgreichsten internationalen bildenden Künstler der Gegenwart gemacht. Er sieht sich als Kommentator und Kritiker: Erwin Wurm spricht in seiner Kunst - oft auf humorvolle, aber auch auf zynische Weise, nur nicht mit Pathos - gesellschaftliche Ungereimtheiten und Probleme unserer Zeit an: die Vereinzelung des Menschen, den Rückzug ins Private, den Lobbyismus und die Grenzen des freien Willens.

Der Bildhauer lotet in seinem Werk die künstlerischen Grenzen aus; er arbeitet mit unterschiedlichsten Materialien und Formen. Neben Skulpturen, Möbelinstallationen und Zeichnungen widmet sich sein Werk auch der Fotografie, der Video- und Aktionskunst. Aufsehen erregte, als er 2006 im Zuge einer Ausstellung im MuseumsQuartier ein Einfamilienhaus in Originalgröße schräg und verkehrt am Dach des MUMOK-Gebäudes anbringen ließ. Seine One Minute Sculptures wurden einer breiteren Öffentlichkeit durch das Video der Gruppe Red Hot Chili Peppers zu ihrer Single "Can't Stop" aus dem Jahr 2003 vermittelt.

Ausstellungen führen den Künstler in die ganze Welt: nach Paris, München, Florenz, Brüssel, New York. Zu seiner Heimat Österreich - der Bildhauer stammt aus Bruck an der Mur und lebt in Wien - hat er ein höchst ambivalentes Verhältnis. Das kulturelle Erbe und das geistige Potenzial faszinieren ihn, die Neidkultur im Land und das Unvermögen, mit Kritik umzugehen, stören ihn jedoch gewaltig.

Die MAK-Kuratorin Bärbel Vischer schreibt über Erwin Wurm: "In seiner künstlerischen Praxis bewegt sich Erwin Wurm, der zu den international erfolgreichsten Künstlern zählt, zwischen Skulptur und Performance, szenischem Bild und Geschehen, Konzept und Pointe. Dabei gibt der Künstler Instruktionen, wie seine Arbeiten zu ergänzen und anzuwenden sind, oder wie aus Gegenständen in performativen Sequenzen Skulpturen entstehen können."

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