Radiokolleg

Erich Kästner - Klassiker mit Pfiff (2)

Links, wo das Herz schlägt - Kästner politisch

Erich Kästner, Antifaschist und Antimilitarist, hat sich zeit seines Lebens als demokratischer Sozialist verstanden. Über eines seiner politischen Erweckungserlebnisse hat der Schriftsteller Ende der 1960er-Jahre in einem Interview mit dem "Deutschlandfunk" Auskunft gegeben: "Ich komme aus ganz kleinen Verhältnissen, mein Vater war ein Facharbeiter und auch Sozialdemokrat natürlich. Ich habe als Kind schon erlebt, wie die Arbeiter streikten und wie die berittene Gendarmerie mit herausgezogener Plempe auf die Leute losschlug, die dann mit Pflastersteinen die Laternen einschlugen, und ich habe heulend neben meiner Mutter am Fenster gestanden. Mein Vater war da unten mit dabei - also, da haben wir schon zwei entscheidende Dinge."

In den Jahren der Weimarer Republik hat Erich Kästner nach eigener Auskunft sozialdemokratisch gewählt. 1932 trat er zusammen mit Heinrich Mann und Albert Einstein für ein Zusammengehen von SPD und KPD ein, um die Machtergreifung der Nazis zu verhindern - vergeblich. Das 'Dritte Reich' hätte "spätestens 1928 bekämpft werden müssen", resümierte Erich Kästner 1958 in seiner Schrift "Über das Verbrennen von Büchern": "Später war es zu spät. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird."

In den 1950er und 60er-Jahren engagierte sich der Schriftsteller gegen die deutsche Wiederbewaffnung und den Vietnamkrieg.

Service

Radiokolleg-Podcast


Sven Hanuschek: "Keiner blickt dir hinter das Gesicht - Das Leben Erich Kästners", Hanser-Verlag, München, 528 Seiten

Erich Kästner: "Als ich ein kleiner Junge war", mit Illustrationen von Horst Lemke, Atrium-Verlag, Zürich, 240 Seiten

Erich Kästner: "Der Gang vor die Hunde", Roman, Atrium-Verlag, Zürich, 320 Seiten

Erich Kästner: "Der Herr aus Glas", Erzählungen, Atrium-Verlag, Zürich, 304 Seiten

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