Gedanken für den Tag

Maria

Mirja Kutzer, Germanistin und Theologin, zu Mariä Himmelfahrt

Maria ist als Mensch mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen worden. Das feiert die katholische Kirche am 15. August mit zahlreichen Gottesdiensten und Prozessionen. Eingeführt wurde der Tag im Jahr 431 von der Ostkirche. Die katholische Kirche hat ihn im 7. Jahrhundert übernommen. Über die christliche Theologiegeschichte hinweg gilt Maria, die die Evangelien des Neuen Testaments als die Mutter Jesu vorstellen, als Prototyp der Weiblichkeit. Über sie wird verhandelt, was von Frauen gedacht und erwartet wird. Die Konsequenzen für Frauen waren und sind dabei mehr als ambivalent. Denn in Maria verschränken sich mit Jungfräulichkeit und Mütterlichkeit nicht nur Ideale, die von konkreten Frauen kaum und jedenfalls nicht gleichzeitig zu verwirklichen sind. Verbunden sind damit auch Normierungen von Geschlechtlichkeit, die Frauen die Rolle der Demütigen, Gehorsamen und Sorgenden zuweisen. Und doch lässt sich hinter diesen Überlagerungen an der Mutter Jesu vieles entdecken, das auch heute noch aufschlussreich sein kann, findet die katholische Theologin und Germanistin Mirja Kutzer. Denn durch die Jahrhunderte hindurch werden in Maria - in Theologie, Frömmigkeit und Kunst - Dimensionen des Menschen bewahrt, die als "weiblich" gelten und doch unabdingbar für das Menschsein selbst sind.

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