Ephraim Kishon

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Gedanken für den Tag

Kishon und die Religion

Gerhard Langer, Judaist und Krimiautor, zum 100. Geburtstag von Ephraim Kishon

Kishon verstand sich als Israeli, und, wie er selbst sagte, nicht als Jude im religiösen Sinn. Doch ganz so einfach ist es nicht. Denn Kishon hielt Atheismus für schlichte Dummheit. Die Bibel war ihm Quelle der Inspiration und Hebräischlehrbuch. In verschiedenen Satiren thematisierte er die jüdische Tradition, die Sitten und Gebräuche und sparte dabei auch nicht an Kritik.

Den Aufstieg religiöser Parteien in Israel betrachtete Kishon mit gewisser Sorge. Und er äußerte sich auf bissig satirische Weise gegenüber einem aus seiner Sicht übertriebenen orthodoxen Judentum. In einem "nicht ganz orthodoxen Gespräch" lässt Kishon niemand geringeren als Gott selbst auftreten. Gott äußert sich kritisch zur genauen Einhaltung von Geboten und meint, dass er kein Fanatiker sei und mit den Reformern sympathisiere. Bemerkenswert ist das Ende des Gesprächs. Denn darin macht Gott die Zusage, dass er die Juden mehr als alle anderen Völker liebe. Auf die Frage: Warum? antwortet der Herr: "Ihr seid so komisch."

Demnach ist es der Humor, der in gewisser Weise an die Stelle der religiösen Observanz tritt. "Man kann nur religiös oder ein Satiriker sein", sagte Kishon einmal in einem Interview und ergänzte: "Ich habe mich für das letztere entschieden". Sieht man näher hin, so scheint beides nicht gänzlich zu trennen zu sein.

Kishons Umgang mit religiösen Themen, sein Weiterspinnen biblischer Geschichte, manchmal ganz harmlos, manchmal durchaus bissig, reiht ihn in eine lange Reihe von jüdischen Erzählern, die in den Stoffen der religiösen Tradition, die selber nicht frei von Humor sind, Quellen der humoristischen Inspiration fanden. Mir selbst ist jedenfalls ein Autor, der vor religiösen Themen als Quelle seiner Satire nicht zurückschreckt, durchaus sympathisch, selbst da, wo ich seinen Ausführungen nicht immer zustimmen kann.

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Gil Aldema 1928-2014
Bearbeiter/Bearbeiterin: Sergei Abir
Album: GIORA FEIDMAN: RHAPSODY FOR KLEZMER
* Allegro - 5.Satz (00:04:55)
Titel: In chassidic mood - für Klarinette und Orchester
Solist/Solistin: Giora Feidman
Orchester: Berliner Symphoniker
Leitung: Lior Shambadal
Länge: 01:00 min
Label: Koch Schwann 365992

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