Gedanken für den Tag

"Ein Heuchler bin ich nicht"

Gerhard Langer, Judaist und Krimiautor, zum 100. Geburtstag von Ephraim Kishon

"Für mich war Ephraim Kishon als Schüler die erste Begegnung mit Israel. Ich habe damals alles gelesen, was auf Deutsch erschien. In gewisser Weise hat auch Kishon dazu beigetragen, dass ich Judaist geworden bin", sagt der Judaist, katholische Theologe und Autor von Kriminalromanen, Gerhard Langer.

Am 23. August 1924 wurde Ephraim Kishon, der eigentlich Ferenc Hoffmann hieß, als Sohn eines Bankdirektors in Budapest geboren. Er studierte Kunstgeschichte und Bildhauerei, überlebte als einer der wenigen seiner Familie die Shoah, floh 1949 aus Ungarn nach Israel, wo er in einem Kibbuz den Neuanfang als Schriftsteller wagte - in hebräischer Sprache. Hebräisch, so sollte er später sagen, beherrsche er besser als seine Kinder. Deutsch lernte er von seinen eigenen Büchern. Nicht zufällig, denn der Löwenanteil des gewaltigen Erfolgs des meistverkauften israelischen Schriftstellers geht auf den deutschsprachigen Markt zurück. Kaum ein bürgerlicher Haushalt, der ab den 1960er Jahren keines der Bücher von Kishon im Regal stehen hatte. Kishon verstand sich immer selbst als Satiriker, der nicht wegen des Verkaufserfolgs, sondern wegen der Qualität seiner Bücher ernstgenommen werden wollte.

In seinen Büchern, Theaterstücken und Filmen befasste sich der mit vielen Preisen Ausgezeichnete mit den Mühen des Alltags, mit Bürokratie und Verwaltung, aber auch mit der Liebe, vor allem zu seiner zweiten Frau Sara, der "besten von allen Ehefrauen". Obwohl laut Selbstdefinition kein religiöser Mensch, spielt die jüdische religiöse Tradition immer wieder eine große Rolle. Kishon war überzeugter und streitbarer Israeli, auch wenn er einen nicht geringen Teil seiner Zeit in Europa, vor allem in der Schweiz, in Zürich und im Appenzell, wo er ein Haus besaß, verbrachte. Hier fand er den Abstand zum Schreiben, hier verstarb er 2005 an einem Herzinfarkt, drei Jahre nach dem Tod seiner geliebten Sara.

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