Kamele und ihre Verwandten

23. August 2024, 13:00

Auf Anregung der Staaten des Globalen Südens wurde von der Generalversammlung der Vereinten Nationen 2024 zum "Internationalen Jahr der Kameliden" ausgerufen. Die Förderung von Dromedaren, Trampeltieren, Alpakas und Lamas stellt laut UNO ein effektives Mittel zur weltweiten Armutsbekämpfung, zum Schutz von Ökosystemen und zur Stärkung von Frauen-Ökonomien dar.

Das Weltmuseum Wien widmet seine Jahresausstellung unter dem Titel "Auf dem Rücken der Kamele" der faszinierenden Ko-Existenz von Menschen und Kameliden - von den Wüsten Afrikas und Asiens bis zu den südamerikanischen Anden hat dieses Zusammenleben sozio-ökonomische und ökologische Umwelten geformt und so manche Kultur zum Blühen gebracht.

Funde belegen, dass die Vorfahren der heutigen Kameliden vor Millionen von Jahren über die Bering-Landbrücke nach Eurasien und von dort nach Afrika gelangten. Ihre uns heute vertrauten Verwandten passten sich den jeweiligen ökologischen Bedingungen - auch von extremer Hitze und großer Kälte - an und wurden vor rund 5.000 Jahren von den Menschen domestiziert. Seitdem gelten Kameliden als universelle Nutztiere, die zahlreiche menschliche Bedürfnisse abdecken: Milch, Wolle, Fleisch, Dünger, Brennstoff, Transport - und vor allem auch als genügsame Reittiere, die trotz herausfordernder klimatischer Bedingungen erstaunliche Strecken zurücklegen können.

Seit rund dreißig Jahren erobern die "kleinen Verwandten" der in den Wüsten Afrikas und Asiens beheimateten Großkamele die Kontinente: Lamas und Alpakas sichern schon seit Tausenden von Jahren der indigenen Bevölkerung in den Anden das Überleben und erfreuen sich nun auch in anderen Erdteilen immer größerer Beliebtheit. 85% der weltweiten Alpakapopulation sind in Peru, 85% der weltweiten Lamapopulation in Bolivien beheimatet - aber auch in Österreich gibt es einer jüngsten Zählung nach zumindest 10.000 Lamas und Alpakas, deren wild lebende Formen Guanako und Vikunja in Südamerika teilweise unter Schutz stehen.

Welche ökonomische, kulturelle, ökologische und auch spirituelle Rolle spielen Kameliden heute noch in Gesellschaften, die bis vor kurzem existentiell auf diese Nutztiere angewiesen waren? Wodurch unterscheiden sich Kameliden grundsätzlich von anderen Säugetieren? Wie verändert sich das Mensch-Kameliden-Verhältnis im Zuge des gesellschaftlichen und ökologischen Wandels? Welche Kamel-Mythen haben unser Bild von Kameliden geprägt? Warum verspricht sich die Biotechnologie vom Immunsystem der Kameliden wertvolle Erkenntnisse für die Krebstherapie? Warum erfreuen sich Kamelrennen nicht nur in Saudi-Arabien und am Golf, sondern auch in Indien und in Australien gesteigerter Beliebtheit?

Mit der Lama- und Alpakaforscherin Maria Wurzinger und Bettina Zorn, eine der Kuratoren der Ausstellung "Auf dem Rücken der Kamele", erkunden Andreas Obrecht und die Hörerinnen und Hörer die erstaunlichen Welten der Kameliden, die zugleich viel über uns Menschen erzählen. Rufen Sie an und reden Sie mit unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at.

Service

Ausstellung: "Auf dem Rücken der Kamele"
27. Februar 2024 bis 26. Jänner 2025
Weltmuseum Wien
Neue Hofburg, Heldenplatz
1010 Wien

Sendereihe

• Punkt eins