Hörbilder

100 Jahre Radio - Angelradio

In der kleinen südenglischen Ortschaft Havant im Hinterzimmer eines Antiquitätengeschäftes gibt es einen Lokalradiosender, der sich Angel Radio nennt: "A radio for older people from older people." Bob, Tony, Jilly, Peter und Linda gehören zu den Radiomachern. Alle sind über 70 und Margret ist sogar 91. Was ist ihr Erfolgsrezept?

Musik wird nur aus der Zeit vor 1959 gespielt. Werbung muss klingen wie damals. Die Moderator:innen plaudern charmant und unprofessionell vor sich hin. Wünsche und Grüße werden versendet, Lieder vor 30 Jahren verstorbenen Partner:innen gewidmet. Gesendet wird aus einem kleinen Ladenlokal in einer stillen Einkaufsstraße in Havant. Jeder darf reinkommen und bekommt dann einen Kaffee. Wenn man genau hinhört, fahren manchmal draußen Autos vorbei.
Das Radio, das diese Menschen machen, klingt wundervoll. Man pflegt die englische Kultur des Höflichseins (hello my dear), heißt: da werden keine Meinungen (wie im Deutschen ständig) geäußert, sondern Zustände beschrieben.
Dieses Radiomachen hat sicherlich so etwas wie eine therapeutische Funktion, für die Macher:innen wie für das Publikum: eine reminiscence-therapy.
Und hier wird auf eine völlig unaufgeregte Art der Tod behandelt, unser Verschwinden. Und es wir die Frage beantwortet: Was bleibt?
Was bleibt sind die Wellen. Tief im Inneren besitzt Angelradio ein heideggerianisches, vielleicht sogar ein buddhistisches Konzept, ist Autor Michael Lissek überzeugt.

Angelradio.
Soundtrack der Erinnerungen.
Die Vintage-Radiostation aus England.
Von Michael Lissek
Übernahme vom 26.12.2015 NDR/RBB/SWR

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