VIVA-Moderator Mola Adebisi

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Radiokolleg

Viva MTV! Die Geschichte des deutschen Musikfernsehens (4)

"Leider zu Geil für diese Welt" - Das schleichende Ende eines Lebensgefühls

Nach 25 Jahren ist Schluss mit Lustig: Viva - der treue Begleiter der Millennials - stellte am 31. Dezember 2018 den Sendebetrieb ein. Der Niedergang begann allerdings schon zehn Jahre vorher, mit der Wirtschaftskrise und dem Aufkommen von Youtube, Social Media und Co.

Nach dem Boom der 90er ging es im Laufe der 00er Jahre langsam, aber stetig bergab. Erste Schrammen in der Erfolgsbilanz von MTV und Viva machten sich bereits rund um die Jahrtausendwende bemerkbar. Die Revolution durch die illegale File-Sharing-Plattform Napster und das Platzen der Dot-Com-Blase setzten der Musikindustrie arg zu, Gelder versiegten, der Spardruck in einer zuvor höchst verschwenderischen Branche stieg. Ab dem Millennial entwickelte sich MTV von einer reinen Musik-Abspiel- und Popkulturplattform hin zu einem Unterhaltungssender mit neuen Reality-TV-Formaten wie "The Osbournes", "Dismissed", "Jackass", und "Cribs". 2004 wurden aus den ehemals erbitterten Feinden MTV und Viva Freunde: die Viva Media AG wurde vom Medienkonzern Viacom, zu dem auch MTV gehört, übernommen. Beide Sender wurden nach der Fusion neu aufgestellt: Viva glänzte als überdrehter, poppig-plüschiger Mädchensender, MTV bekam einen rauen, testosteronhaltigen Anstrich in dunkleren Tönen. Beide Sender profitierten enorm von der Neuausrichtung, konnten aber die wirtschaftlichen Probleme nicht wettmachen. Am 31. Dezember 2018 stellte Viva seinen Betrieb endgültig ein, das letzte Video war der erste auf Viva gespielte Song: "Zu geil für diese Welt", von den Fantastischen Vier. MTV dudelt nach wie vor unmoderiert und bedeutungslos vor sich hin, von der Strahlkraft vergangener Tage Lichtjahre entfernt.

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  • Daniela Derntl