Menschenbilder
Richard Weihs, Autor, Musiker, Kabarettist
Nicht nur Dialekt. Richard Weihs' Leben mit Geschichte und Geschichten.
15. September 2024, 14:05
Richard Weihs kam 1956 in Oberösterreich zur Welt und war nach der Übersiedlung im Volksschulalter plötzlich mit einem ihm völlig fremden Idiom konfrontiert: Der oft hinterfotzige Wiener Schmäh mit seiner Gemeinheit und Doppelbödigkeit gab ihm Rätsel auf - und wurde zum Lebensthema. Schon als Jugendlicher veröffentlichte er erste Kurzgeschichten in Literaturzeitschriften, als junger Erwachsener galt seine Liebe dem Theater und dem Kabarett.
Seit 1976 ist Richard Weihs als Autor, Musiker und Schauspieler in der freien Theaterszene tätig, spielte Kinder- und Straßentheater, danach in freien Produktionen an zahlreichen Orten Wiens: in einem Boot auf dem Donaukanal, im Weinhaus Sittl, im Wiener Prater und vielen mehr. Es entstanden Programme wie "Wiener Wickel", "Wiaschtln", "Ang'speist" oder "Da Dialekt is ned zum Daschlog'n".....(ein Schelm wer Böses dabei denkt), gleichzeitig aber auch Wiener Lieder, verewigt auf Tonträgern mit Titeln wie: "Böses Liedgut", "Da ärgste Ruaß", "Schnabelschau" und "Scheabn auf".
Als Autor verfasste Weihs unter anderem "Wiener Witz. Der Schmähführer. 1333 Wuchteln" oder "Wiener Wut. Das Schimpfwörterbuch. 2222 Kraftausdrücke." Als Veranstalter von Lesungen gab er in seiner jahrzehntelangen Serie "Wilde Worte" bekannten und unbekannten Autorinnen und Autoren im Amerlinghaus bezahlte Auftrittsmöglichkeiten.
In seiner siebten Lebensdekade werden Richard Weihs' Themen nun ernster. Im Jahr 2024 erscheint sein Buch "Zertrümmerte Erinnerung am Semmering", in dem Richard Weihs die Geschichte seiner jüdischen Familie erzählt. Schwerpunkt ist dabei die Enteignung des am Semmering gelegenen Sanatoriums und der Villa seiner Großtante im Jahr 1938, die er Jahrzehnte später zurückgekauft hat. Eines hat Richard Weihs erreicht: die Errichtung einer Gedenkstätte unterhalb seines Hauses und die Umbenennung einer Straße in der Gemeinde Semmering, die noch vor kurzem nach einem hochrangigen Nationalsozialisten und Großariseur benannt war.
Gestaltung: Sabine Nikolay
