Radiokolleg

Im Fluss. Die Mur und die Drau südostwärts (1)

Die mäandernde Drau entlang bis Ormoz

"Im Fluss" heißt die Sendereihe, in der Flüsse Regionen erzählen; Regionen, die vor - und fast vor - der österreichischen Haustür liegen; die uns nahe waren und manchmal fremd geworden sind. Voriges Jahr sind wir die Donau entlang bis zum Delta gereist, dieses Jahr geht's die Mur und Drau ab der österreichisch-slowenischen Grenze südostwärts.

Von Bergen umgeben, fließt die Drau, einmal gemächlicher, einmal von Stromschnellen getrieben, durch Javnik. Javnik, sprich Jaunig, ist weniger ein Ort als eine kleine Siedlung, die vor allem durch die Geschichte der Drauflößerei bekannt ist. Seit der jugoslawischen Zeit ist es vorbei mit der gewerbsmäßigen Floßfahrt, inzwischen ist die Drau an vielen Stellen aufgestaut. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fuhren noch 32 Meter lange Kolosse, schwer beladen mit Holz, bis nach Osijek.
Auch durch Maribor, Marburg, kamen die Floße und legten am Hafen an. Das Hafenareal war, bis Maribor 2012 Kulturhauptstadt wurde, vor allem eines: verparkt. Umgestaltet hat es sich zur beliebten Ausgehmeile entwickelt. Das jährliche Musikfestival Jazzlent hat schon Größen wie Jimmy Cliff hergelockt und auch unser Gastgeber, der populäre Rapper Leopold I., tritt in Maribor auf.
Ptuj, Pettau ist weniger prominent als Maribor, dafür die älteste Stadt Sloweniens und mit reicher Geschichte gesegnet, die bis in die Römerzeit zurückreicht. Die Flößer brachten der Stadt zwar auch Ärger, wenn sie ihr Geld im Gasthaus zum schwarzen Kater versoffen, aber auch Holz - unter anderem Pflöcke für die Weinstöcke.
Und Wein ist auch in Ormoz wichtig. Die Region hier, gelegen zwischen Drau und der nördlich gelegenen Mur, kann man sich wie eine riesige Insel vorstellen. Das Land ist fruchtbar, soweit das Auge reicht, sind die grünen Hügel mit Weinstöcken bepflanzt. Und nicht umsonst wurde einem Ort und der umliegenden Gegend der Name Jeruzalem gegeben: der Legende nach kamen im 13. Jahrhundert Kreuzritter des Weges, ließen sich den köstlichen Wein schmecken und befanden, eigentlich müssten sie gar nicht weiterziehen, denn das Paradies hätten sie schon hier gefunden.

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  • Sonja Bettel