Radiokolleg

Russische Lieder. Von Schaljapin bis Monetotschka (1)

Mit Tango in den Sozialismus

Die Musik der Revolution will - nach einem Wort des Dichters Alexander Blok - gehört werden; um sie zu auch zu singen, muss sie erst geschrieben werden. Als der Liedermacher Wladimir Wyssozki 1980 stirbt, hört ihn das ganze Land. Vom lautstarken Ruf eines Wiktor Zoi in Perestrojka-Tagen blieb wenig, wenn Monetotschka, eine der mittlerweile auch zahlreichen kritischen Frauenstimmen Russlands, heute auf einen Text des einstigen Emigranten Vladimir Nabokov zurückgreift: "Denk ich an Russland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht".

Am Anfang dieser Revue von einhundert Jahren russischer Lied-Produktion steht mephistophelisches Gelächter. Fjodor Schaljapin, schon damals international gefeierter Opernstar, besingt ein untergegangenes Reich der Flöhe. Er wird von der jungen Sowjetmacht zum "Volkskünstler" ernannt, später wird ihm der Titel wieder aberkannt. Stars der neuen Eliten sind die alten Meister von Tango und Foxtrott. Die erfolgreiche Revolution vergnügt sich ganz im Geist der neuen Zeit mit Gauner- und Ganovenliedern - Pjtor Leschtschenko gilt als "König des russischen Tangos", ihm zur Seite die Meisterin der "Zigeunerromanze" Isabella Jurjewa und Leonid Utjossow, der seine eigene Jazz-Band gründet. Alexander Vertinksy, der beste von ihnen, wird aus Russland emigrieren, zurückkehren, vergessen und erst nach Jahrzehnten wiederentdeckt. Pjtor Leschtschenko stirbt 1954 in einem Lagerlazarett. Der Stalinismus wirft seine Schatten über das Land.

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  • Erich Klein